(ots) - Nach dem Erfolg für die Piratenpartei bei der Wahl
zum Berliner Abgeordnetenhaus am vergangenen Sonntag können sich
jetzt bundesweit insgesamt 19 Prozent vorstellen, die Piratenpartei
zu wählen (nicht vorstellen: 73 Prozent; weiß nicht: 8 Prozent).
Besonders groß ist dieser Anteil unter den Anhängern der Linken (32
Prozent) und der Grünen (18 Prozent).
In der Politbarometer-Projektion macht sich der Wahlerfolg der
Piraten ebenfalls bemerkbar: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl
wäre, käme die CDU/CSU auf 34 Prozent und die SPD auf 30 Prozent, die
FDP bliebe weiterhin bei nur 4 Prozent, und die Linke käme auf 6
Prozent (alle unverändert). Die Grünen hingegen verlieren und kommen
nur noch auf 18 Prozent (minus 2), die Piraten würden 4 Prozent
erreichen. Die anderen Parteien kämen zusammen auf 4 Prozent.
Bei der Wahl in Berlin ist die FDP zum fünften Mal in diesem Jahr
bei einer Landtagswahl an der Fünf-Prozent-Grenze gescheitert. Nur
eine Minderheit von 22 Prozent glaubt, dass es der FDP in absehbarer
Zeit gelingen wird, ihre Krise zu überwinden, 73 Prozent glauben das
nicht (weiß nicht: 5 Prozent).
Besonders dramatisch wirkt sich die Krise der FDP für ihren neuen
Vorsitzenden Philipp Rösler aus, dessen Bewertung sich weiter massiv
verschlechtert hat: Auf die Frage, was die Bürger von den zehn
wichtigsten Politikerinnen und Politikern in Deutschland halten,
liegt er zusammen mit Guido Westerwelle auf den letzten Plätzen der
Top Ten: Auf Platz eins ist weiterhin der ehemalige
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück mit einem Durchschnittswert von
1,5 (Sept.I: 1,6). Auf Platz zwei folgt Frank-Walter Steinmeier mit
1,4 (Sept.I: 1,3) vor Wolfgang Schäuble mit 1,2 (Sept.I: 1,3). Danach
jeweils mit 1,1 Thomas de Maizière (Sept.I: 1,3) und Bundeskanzlerin
Angela Merkel (Sept.I: 1,3). Mit deutlichem Abstand folgen Ursula von
der Leyen mit 0,5 (Sept.I: 0,6), Horst Seehofer mit 0,4, der
inzwischen wieder zu den zehn wichtigsten im Land gerechnet wird, und
ebenfalls mit 0,4 (Sept.I: 0,4) Sigmar Gabriel. Weit im
Negativbereich und beide mit ihren bisher schlechtesten Werten:
Philipp Rösler mit minus 1,2 (Sept.I: minus 0,7) und Guido
Westerwelle mit minus 1,8 (Sept.I: minus 1,7).
In jüngster Zeit wurde vielfach über die Zahlungsunfähigkeit
Griechenlands spekuliert. 50 Prozent der Bundesbürger fänden es nicht
gut, wenn es die EU zuließe, dass Griechenland Bankrott geht.
Lediglich 41 Prozent fänden das gut (weiß nicht: 9 Prozent). Eine
deutliche Mehrheit von 68 Prozent glaubt, dass ein Bankrott
Griechenlands für Deutschland wirtschaftlich schlecht wäre, lediglich
15 Prozent erwarten davon positive Effekte (weiß nicht: 17 Prozent).
Ganz unabhängig von diesen Befürchtungen wird offensichtlich die
in der kommenden Woche im Bundestag zur Abstimmung stehende
Ausweitung des Euro-Rettungsschirms beurteilt: Eine unverändert
deutliche Mehrheit von 75 Prozent lehnt diese Maßnahme ab, 19 Prozent
unterstützen die vorgesehene Erhöhung der deutschen Bürgschaften für
Kredite zur Rettung des Euro auf dann 211 Mrd. Euro (weiß nicht: 6
Prozent). Die Ablehnung geht dabei quer durch alle
Parteianhängerschaften (Union: 70 Prozent; SPD: 73 Prozent; Linke: 71
Prozent; Grüne: 67 Prozent, Piraten: 82 Prozent).
Bei der Frage, welche Partei beim Thema Euro-Krise am ehesten eine
Politik macht, die den Vorstellungen der Befragten entspricht, wird
mit 29 Prozent am häufigsten die CDU/CSU genannt. Danach folgen die
SPD mit 23 Prozent, die FDP mit 3 Prozent, Linke mit 1 Prozent und
die Grünen mit 2 Prozent. 14 Prozent sagen "keine Partei", und 28
Prozent sehen sich nicht in der Lage, diese Frage zu beantworten.
Nicht nur über das weitere Vorgehen in der Euro-Krise ist in den
vergangenen Wochen Streit in der schwarz-gelben Bundesregierung
entstanden. Dabei sehen die meisten Bürger keinen eindeutigen
Schuldigen für diese Uneinigkeit: 68 Prozent meinen, dass alle
beteiligten Partner gleichermaßen am Streit Schuld haben, 16 Prozent
halten die FDP für den Hauptschuldigen, 5 Prozent die CDU und nur 2
Prozent die CSU (weiß nicht: 9 Prozent). Wenn es aufgrund dieses
Streits in der Regierungskoalition zu vorgezogenen Neuwahlen käme,
fänden das 47 Prozent gut und 46 Prozent nicht gut (weiß nicht: 7
Prozent).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 20. bis 22. September 2011 bei 1229 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/-
zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 35
Prozent, SPD: 33 Prozent, FDP: 2 Prozent, Linke: 5 Prozent, Grüne: 17
Prozent, Piraten: 6 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das
ZDF am Freitag, 14. Oktober 2011.
Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon: 06131 -
70-16100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer
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