(ots) - Gemischte Bilanz
Der Besuch des Papstes hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck.
Einerseits ist Benedikt XVI. eine der weltweit großen
Persönlichkeiten, authentisch, intellektuell brillant und bescheiden.
Noch als 84-Jähriger nimmt er ein immenses Arbeitspensum auf sich, um
seine Botschaft zu verbreiten: die Forderung nach entschiedenerem
Glauben. Dieses Verhalten fasziniert.
Der deutsche Papst ist damit das Gegenteil eines geschmeidigen
Populisten, der nur nach Mehrheiten schielt. Mit seiner Absage an
jegliche Anpassung der Kirche verhält sich der Papst konträr zur
Wirtschaft, wo jeder Firmenchef seine Mitarbeiter zur ständigen
Modernisierung aufruft und Stillstand für Rückschritt hält. In seiner
Hier-stehe-ich-und-kann-nicht-anders-Haltung ähnelt er Martin Luther.
Andererseits hält der Papst an einem Theoriegebäude fest, das nur
zum Teil auf die Lebenswirklichkeit in Deutschland zutrifft. Schon
als Präfekt der Glaubenskongregation besuchte Joseph Ratzinger lieber
Treffen der romtreuen Minderheit als die größeren Katholikentage. Nun
hat er den innerkirchlichen Dialog und Strukturfragen abgetan. Das
wird viele Katholiken enttäuschen - etwa Pfarrer, die mehrere
Gemeinden zu versorgen haben und für die Strukturen entscheidend in
der Seelsorge sind. In der Ökumene gab es ebenfalls keinen
Fortschritt. Auch das werden Gläubige bedauern, die persönlich unter
der Situation leiden.
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