(ots) - Geduldig hat das Schreiadlerweibchen die Eier 40
Tage lang bebrütet, während das Männchen emsig Futter in den Horst
flog. "Viele Mitarbeiter der Deutschen Wildtier Stiftung saßen bis
zum Einbruch der Dunkelheit vor dem Computer, um den
Schreiadler-Nachwuchs vor laufender Kamera schlüpfen zu sehen",
erinnert sich Margit Meergans, Projektleiterin des
Schreiadler-Schutzprogrammes der Deutschen Wildtier Stiftung. "Wir
hatten eine Webcam am Horst installiert, um das Brutpaar samt
Nachwuchs den Sommer über zu beobachten."
Der Blick in die Kinderstube der Adler-Küken wäre eine Sensation
gewesen, doch es hat sich ein Drama abgespielt. Die Eier waren
unbefruchtet! Und in einem anderen Nest wurde das bereits geschlüpfte
Küken von einem Marder gefressen. "Der Verlust jedes einzelnen Kükens
ist furchtbar, denn vor allem in Deutschland ist der Schreiadler mit
seinen knapp hundert Brutpaaren extrem vom Aussterben bedroht", sagt
Margit Meergans.
Projektleiterin Meergans blickt auf fünf Jahre Schreiadlerschutz
der Deutschen Wildtier Stiftung zurück. Auf dem Schreiadlersymposium,
das am 29. September in Potsdam stattfindet, kommen alle namhaften
Schreiadler-Experten aus Deutschland und Lettland zusammen, um
Bilanz zu ziehen, Lösungsmöglichkeiten zur Rettung dieser stark
gefährdeten Vogelart zu diskutieren und gemeinsam in die Zukunft zu
schauen.
"Zur Rettung des Schreiadlers ist in den letzten fünf Jahren viel
passiert", sagt Margit Meergans. "Wir haben mit finanzieller
Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt 65 Jungvögel
aufgezogen und zum ersten Mal eine große Anzahl von Vögeln mit
Sendern versehen, um sie auf ihrer Reise in die Winterquartiere zu
verfolgen", erläutert die Projektleiterin. Dabei haben die
Wissenschaftler erstaunliche Erkenntnisse über die 10.000 Kilometer
lange Flugroute gewonnen. Es gibt Schreiadler, die den
kräftezehrenden Flug direkt übers Mittelmeer wagen, andere nehmen den
Weg über Gibraltar. Doch die klassische Reiseroute führt über den
Bosporus. "Dort lauern Wilderer den majestätischen Vögeln auf", sagt
Margit Meergans. "Immer wieder haben wir Abschüsse von Schreiadlern
zu beklagen", sagt sie betroffen.
Schreiadler haben viele Feinde! Der Schutz auf den Zugwegen dieser
seltenen Vögel ist eine große Herausforderung an den internationalen
Artenschutz. Doch der Mangel an geeigneten Lebensräumen ist
vielleicht das größte Problem für die bedrohte Adlerart. Deshalb hat
die Deutsche Wildtier Stiftung für die Sicherung und Optimierung von
Lebensräumen ein neues Schutzprojekt gestartet. Neben der
maßgeblichen Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) wird
das Projekt durch das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Mit
rund 1,5 Millionen Euro sollen in fünf Schreiadlerlebensräumen
modellhaft Maßnahmen zum Schutz des Schreiadlers erprobt und die
Vorkommen so langfristig gesichert werden.
"Die Zukunft der Schreiadler in Deutschland hängt entscheidend vom
Erhalt und der Wiederherstellung der Lebensräume ab", sagt Margit
Meergans. "Um Interessenkonflikte zu lösen, müssen
Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung, aber auch Landnutzer,
Naturschützer und Wissenschaftler gemeinsam an einen Tisch kommen -
und dafür ist das Schreiadlersymposium ein wichtiger Schritt."
Der Schreiadler im Sturzflug
Schreiadlersymposium der Deutschen Wildtier Stiftung, 29. September,
13 Uhr, Universität Potsdam in Griebnitzsee
(Campus Griebnitzsee, Universitätskomplex II, Haus 6)
Interviews mit Margit Meergans, Projektleiterin der Deutschen
Wildtier Stiftung, Telefon 040/ 73339-1879:
Pressekontakt:
Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg,
Telefon 040 73339-1874, Fax 040 7330278,
E.Goris(at)DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de