FH St. Pölten analysiert Wirkung pragmatischer Hilfsmaßnahmen
St. Pölten, 26. September 2011 – Die Gesundheitswissenschaften stellen sich gesellschaftlich bedeutenden, medizinischen Herausforderungen – erneut zeigen das zwei aktuelle Wissenschaftsprojekte im Bereich Gesundheit der Fachhochschule St. Pölten. Migräne-PatientInnen und deren Ernährung standen im Fokus einer Untersuchung des Studiengangs Diätologie. Der Studiengang Physiotherapie wiederum untersuchte, ob an Morbus Parkinson Erkrankte mittels Gleichgewichtstraining ihre sensomotorischen Fähigkeiten verbessern können. Damit widmen sich die beiden Studiengänge zwei Krankheitsbildern, die trotz unterschiedlicher Prävalenzen maßgebliche Bedeutung in Österreich haben.
(firmenpresse) - Herr und Frau Österreicher schmerzt der Kopf – manchmal bis zur Unerträglichkeit. Die qualvollen und unberechenbaren Schmerzattacken bereiten nicht nur der einzelnen Person Kopfzerbrechen, sondern auch der Gesellschaft: Fast eine Million Menschen leiden in Österreich an Migräne – mit entsprechenden Folgen für Volkswirtschaft und Gesundheitssystem. Anders – und doch ganz ähnlich – ist das bei Morbus Parkinson. Die Gruppe der erkrankten Personen ist in Österreich mit 20.000 vergleichsweise gering, doch die Schwere der Erkrankung führt auch hier zu signifikanten allgemeinen Folgen. Zu diesen zählt neben der eigentlichen Behandlung auch die eingeschränkte Motorik der Betroffenen. Vermeintlich simple Bewegungen werden stetig schwieriger und Stürze verursachen weitere Gesundheitsschäden. Für beide Indikationen wurden jetzt im Bereich Gesundheit der FH St. Pölten pragmatische Maßnahmen zur Verbesserung der individuellen Situation untersucht.
Migräne auf dem Teller?
Ob ein subjektiver Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Auftreten von Migräne wahrgenommen wird, untersuchte die Studentin Isabella Kramer im Rahmen einer Bachelorarbeit am Studiengang Diätologie. Dazu führte sie eine quantitative Befragung an Migräne-PatientInnen zwischen 18 und 71 Jahren durch, von denen manche schon seit zehn Jahren betroffen sind. Im Zentrum der Untersuchung standen die sogenannten "Trigger", also die Auslöser für Migräne-Anfälle. Die stichprobenartige Befragung zeigte, dass 55 Prozent der Befragten von einem Zusammenhang zwischen Ernährung und Migräne überzeugt sind. Ebenfalls 55 Prozent meiden bestimmte Lebensmittel, die sie als ihre persönlichen Trigger identifiziert haben. 25 Prozent verzichten sicherheitshalber, auf Anraten ihres Arztes, auf bestimmte Lebensmittel.
Tatsächlich zeigt das Ergebnis dieser Studie jedoch, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Meiden von Lebensmitteln und der Häufigkeit von Migräne-Attacken besteht. Die Studiengangsleiterin für Diätolgie, FH-Professorin Gabriele Karner, MBA, zu diesem Ergebnis: "Das wissenschaftliche Hinterfragen von Handlungsweisen zur Vermeidung von Migräne kann zu durchaus unerwarteten Ergebnissen führen. Tatsächlich waren die Betroffenen davon genauso überrascht wie wir."
Lebensqualität – ein Balanceakt
Am Studiengang Physiotherapie wurde im Rahmen einer Studie der Effekt einer individualisierten Therapie des Gleichgewichtssinns von Parkinson-PatientInnen untersucht. Auch bei dieser Bachelorarbeit überraschten die Ergebnisse. Schon nach sechs Wochen Training konnte die Studierende Carina Gabor deutliche Verbesserungen bei zwei wesentlichen Parametern der PatientInnen feststellen: Gangsicherheit und Sturzrisiko. Zur Analyse der Gangsicherheit und Mobilität kam dabei ein spezielles Instrument zum Einsatz. Im "Timed Up and Go"-Test (TUG) gilt die Zeit, die zwischen Aufforderungen an die PatientInnen wie z.B. "Gehen" oder "Bitte nach links drehen" und dem Start einer Bewegung liegt, als Indikator für Gangsicherheit und Mobilität. Die Ergebnisse des Tests zeigten, dass es allen ProbandInnen nach einem individuellen Training deutlich leichter fiel, schneller zu starten und auch Richtungswechsel in kürzerer Zeit auszuführen. Zusätzlich hatte das Training auch Erfolg bei der Reduzierung des Sturzrisikos. Das belegen die Ergebnisse des "MFT S3"-Checks, einem Tool zur Messung der Körperstabilität und sensomotorischen Regulationsfähigkeit. Dazu FH-Professorin Mag. Astrid Figl-Hertlein, PT, Leiterin des Studiengangs Physiotherapie: "Neben diesen objektiven Testergebnissen freute es uns festzustellen, dass auch das subjektive Befinden der ProbandInnen sich verbesserte. Insgesamt fühlten sich die TeilnehmerInnen der Studie sicherer im Gang und viel weniger sturzgefährdet."
Generell ist den Studiengängen Diätologie und Physiotherapie mit beiden Studien eine kritische Analyse pragmatischer Interventionen gelungen, die Einfluss auf die Lebensqualität Betroffener haben könnten. In der Hoffnung auf weniger Kopfschmerz-Attacken schränken ja über die Hälfte aller Migräne-PatientInnen ihre Nahrungsmittelauswahl ein. Ein Einschnitt in die Lebensqualität, dessen Sinnhaftigkeit nun durchaus weiter wissenschaftlich untersucht werden sollte. Anders die Effekte eines individuellen Trainings des Gleichgewichtssinns von Parkinson-PatientInnen – dieses erhöht sehr rasch und einfach die objektive und erlebte Lebensqualität der Betroffenen. Beide Studien zeigen, wie Studierende an der Fachhochschule St. Pölten dank der umfassenden Kompetenz in den Studiengängen bereits mit ihren Bachelorarbeiten einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitswissenschaft – und der Lebensqualität Betroffener – leisten können.
Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung in den Bereichen Technologie, Wirtschaft und Gesundheit & Soziales. In mittlerweile 16 Studiengängen werden mehr als 1800 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt innerhalb der Studiengänge sowie in eigens etablierten Instituten, in denen laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickelt und umgesetzt werden.