(ots) - Quälend langsam
Was lange überfällig war, nimmt endlich Gestalt an. Nachdem Anfang
vergangenen Jahres Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen
sowie in Schulen bekannt geworden sind, präsentiert die
Bundesregierung jetzt einen Aktionsplan zum Schutz von Kindern und
Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung. Das deutlich
verschärfte Kinderschutzgesetz lässt freilich weiter auf sich warten;
die Mühlen der Gesetzgebung mahlen quälend langsam.
Das ist umso bedauerlicher, als es massive Versäumnisse in Staat,
Kirchen und Familien gegeben hat. Viel zu lange ist nicht so genau
hingesehen worden, viel zu lange war es viel zu einfach, Hinweise
unter den Tisch zu kehren. Jahrzehntelang lebten Täter unbehelligt
unter uns, mitunter sogar hoch angesehen oder als führende Pädagogen
hofiert, eine Schuld, die nicht vergeht.
Es ist nur gut, wenn jetzt Gesetze verschärft, Vorbeugung
verbessert und Beratungsangebote verstärkt werden. Heutige und
künftige Generationen werden davon profitieren. Viele Opfer warten
indessen immer noch auf Hilfen oder Entschädigung. Das gilt für
sexuell Missbrauchte genauso wie für ehemalige Heimkinder, die in den
Nachkriegsjahrzehnten unter Gewalt und Demütigungen gelitten haben.
Im Umgang mit ihnen sind Großzügigkeit und unbürokratische Hilfen
geboten. Doch leider gibt es starke Interessengruppen, die dem
Bundestag anderes nahelegen. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt?
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