(ots) - Nicht überfordern
Die einzelnen Forderungen der Lehrerverbände für eine Reform der
Grundschule klingen wunderbar. Benachteiligte Kinder besser fördern?
Selbstverständlich. Individuelles Lernen? Natürlich. Sitzenbleiben
abschaffen? Gerne. Mehr Lehrer? Auf jeden Fall. Allerdings haben die
Verbände etwas vergessen: die Kosten für diese Rundumversorgung
auszurechnen. Wenn selbst die SPD davor zurückschreckt, sich den
Wünschen der Lehrer bedenkenlos anzuschließen, ist das der
unmöglichen Finanzierbarkeit geschuldet.
Eine überhastete Umsetzung dieser Maximalforderungen wäre aber
auch bei finanzieller Machbarkeit nicht sinnvoll. Denn die Lern- und
Arbeitsbedingungen ändern sich für Schüler und Lehrer gravierend,
wenn Kinder mit Handicap und Kinder ohne Behinderung gleich behandelt
werden sollen. Da genügt es nicht, mehr Personal einzustellen oder
für eine sonderpädagogische Grundversorgung einzutreten. Das
Inklusionsprinzip ist zwar richtig, darf aber nicht dazu führen, dass
die an sich gut arbeitenden Grundschulen überfordert werden.
Der Ansatz des Kultusministeriums, Sorgfalt vor Eile walten zu
lassen, ist deshalb vernünftig. Vor allem die Lehrkräfte müssen auf
die neuen Anforderungen, die die Inklusion mit sich bringt, gut
vorbereitet werden. Gleichwohl: Ein bisschen schneller dürfte die
Umstellung schon gehen. Laut einer Studie liegt Niedersachsen bei der
Einbeziehung beeinträchtigter Schüler bundesweit ganz hinten.
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