PresseKat - Deutschland bei Reduzierung von Pkw-Spritverbräuchen EU-weit in der Bremserrolle

Deutschland bei Reduzierung von Pkw-Spritverbräuchen EU-weit in der Bremserrolle

ID: 489739

(ots) - Pressemitteilung

Aktueller Report von Transport & Environment zeigt: Europaweite
CO2-Grenzwerte sind zu wenig ehrgeizig und werden von mehreren
Herstellern voraussichtlich vorzeitig erreicht - Sinkende Preise für
Neuwagen widerlegen Kassandrarufe der Automobilindustrie, dass
Klimaschutz ihre Produkte unnötig verteuern - Deutsche Umwelthilfe
fordert beschleunigte Verbrauchsminderung gerade in Deutschland -
Daimler unter großen Herstellern EU-weit auf dem letzten Platz beim
Klimagasausstoß von Neuwagen

Die EU-weite Festlegung von Flottengrenzwerten für den CO2-Ausstoß
neu zugelassener Pkw zeigt Wirkung - besonders bei den
nicht-deutschen Herstellern: Der Kraftstoffverbrauch der im Jahr 2010
in Europa zugelassenen Pkw ging gegenüber dem Vorjahr im Mittel um
vier Prozent zurück und damit mehr als dreimal so schnell wie vor der
Diskussion und Entscheidung über verpflichtende Flottengrenzwerte.
Die deutschen Autobauer liegen aber überwiegend am Ende des Rankings.
Gleichzeitig erweisen sich frühere Kassandrarufe der
Automobilindustrie, wonach Autos wegen der Umstellung auf
spritsparende Technologien unerschwinglich teuer würden, als reine
Propaganda. Wie schon in den Jahren zuvor sanken europaweit die
effektiven Anschaffungspreise vergleichbarer Pkw erneut - 2010
gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent. Das sind die zentralen
Ergebnisse des sechsten Berichts zur Entwicklung der CO2-Emissionen
der Neuzulassungen auf dem europäischen Pkw-Markt, den der in Brüssel
ansässige Verkehrsverband Transport & Environment (T&E) heute
veröffentlicht.

Die Fortschritte wären noch erheblich beeindruckender ausgefallen,
hätten sich nicht einerseits die deutschen Hersteller und
andererseits der deutsche Pkw-Markt, auf dem allein 2010 mehr als 20
Prozent der Pkw in Europa verkauft wurden, erneut als Bremser




erwiesen. Daimler liegt mit einem Flottenwert der 2010 verkauften Pkw
von 161,3 g CO2/km unter den großen Autoherstellen auf dem 15ten und
letzten Rang und ist noch 15 Prozentpunkte oder 24,3 g CO2/km von
seinem Zielwert für das Jahr 2015 entfernt. Die Volkswagengruppe
steht auf Platz 9 mit einem Wert von 143g CO2/km, BMW mit 148g auf
Platz 12. Unter den 27 EU-Ländern erreicht Deutschland mit einem
Durchschnittswert von 151 g CO2/km im Jahr 2010 Rang 22, beim
Effizienzfortschritt gegenüber dem Vorjahr um nur 1,8 Prozent gar den
vorletzten Platz vor der Slowakei.

"Während französische und italienische Autobauer die
EU-Klimaschutzwerte unterbieten, gefallen sich die deutschen
Autohersteller in der Rolle der Klimaschutz-Rambos. Der europäische
Vergleich zeigt: Nachhaltigkeit, Luftreinhaltung und sparsamer
Spritverbrauch nur bei weinigen Produkten und vor allem in der
Selbstbeweihräucherung. Daimler bleibt Schlusslicht in Europa beim
Klimaschutz und der deutsche Markt wird wohl auch weiterhin wegen der
bestehenden Fehlanreize etwa bei der Dienstwagenbesteuerung oder der
gewichtsbezogenen Verbrauchskennzeichnung weit hinten auf der Liste
bleiben", erklärte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen
Umwelthilfe e. V. (DUH), Jürgen Resch, zu den Ergebnissen des
T&E-Reports.

Der Bundesregierung warf Resch vor, sie zeige "sich resistent
gegen gemachte Erfahrungen" und erfülle "der Autolobby jeden Wunsch,
um Klimaschutzbemühungen der EU und die Anforderung des Verbrauchers
nach spritsparenden Fahrzeugen abzuwehren". Resch forderte angesichts
der alarmierenden Werte eine beschleunigte Verbrauchsminderung gerade
in Deutschland. Dies wird nur zu erreichen sein, wenn sich die
Politik endlich aus dem Würgegriff der Automobilindustrie befreit und
damit beginnt, besonders spritarme Fahrzeuge zu begünstigen und
Klimakiller finanziell zu belasten.

Im Herbst 2008 war nach jahrelangen Verzögerungen mit der EU
Verordnung (EG) 443/2009 für alle in Europa zugelassenen Neuwagen ein
Grenzwert festgelegt worden. Dieser bemisst sich nach dem Gewicht der
Fahrzeuge, darf aber am Ende einen Durchschnittswert von 130 g CO2/km
nicht überschreiten. Ab 2012 wird für einen jeweils wachsenden Anteil
der Flotte der Wert verbindlich, bis schließlich im Jahr 2015 die
dann verkaufte Gesamtflotte jedes Herstellers den Wert einhalten
muss.

Vor der Einführung der Grenzwerte hatten die Hersteller mit großem
propagandistischen Aufwand vor einer Kostenexplosion bei Pkw gewarnt,
sollte die EU ihre Pläne umsetzen. So wurde 2001 ein Aufpreis von
knapp 2.500 Euro pro Fahrzeug prognostiziert, sollte der damals
geltende Zielwert von 140 g CO2/km bis 2008 verbindlich werden. Fünf
Jahre später, 2006, hatten sich die Kosten bereits halbiert: im
Vorfeld der Gesetzgebung für einen dann tatsächlich verbindlichen
Wert wurden die Mehrkosten mit 1.200 Euro pro Fahrzeug vorhergesagt.
Tatsächlich brach der effektive Preis eines Neuwagens in den
vergangenen Jahren um durchschnittlich 13 Prozent ein.

Wie bereits bei den T&E-Berichten der vergangenen Jahre finden
sich Hersteller wie Fiat, Toyota, Peugeot/Citroen (PSA) und Renault
bei den Verbrauchs- und Emissionswerten auf den vorderen Rängen. Sie
werden mit ihren Flotten den Zielwert für 2015 vorzeitig erreichen
und unterschreiten. Bei Toyota war das voraussichtlich schon im
vergangenen Jahr der Fall, wobei von der Autoindustrie bei der
Grenzwertfestlegung durchgesetzte Schlupflöcher (so genannte
"Eco-Innovations" und "Supercredits" für Pkw mit sehr geringen
Emissionen) noch gar nicht eingerechnet sind.

"Die Ergebnisse sind insgesamt ein klares Indiz dafür, dass die EU
2008 den Grenzwert unter dem Druck der Autolobby deutlich zu hoch
angesetzt hat", sagte Dorothee Saar, die Leiterin des
Verkehrsbereichs bei der DUH. Das schlechte Abschneiden des
Autolandes und angeblichen Technikvorreiters Deutschlands komme nicht
überraschend. "Im Gegensatz zu anderen EU-Mitgliedstaaten wie
Dänemark oder Frankreich gibt es bei uns keine nennenswerten Anreize,
sich für einen spritsparenden Neuwagen zu entscheiden. Die
CO2-basierte Kfz-Steuer ist dazu viel zu schwach ausgestaltet und die
Besteuerung von Dienstwagen führt zu beispiellosen Fehlanreizen und
fördert geradezu schwere und spritschluckende Modelle. Hier muss
dringend umgesteuert werden", erklärte Saar.

Den Gesamtbericht von T&E in englischer Sprache finden Sie unter
folgendem Link: http://www.transportenvironment.org



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Tel. 030 2400867-0, Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch(at)duh.de

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin,
Mobil: 01511 6225862, Tel.: 030 240086772, Fax: 030 2400867-19,
E-Mail:saar(at)duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Tel.: 030 2400867-0, Mobil: 0171 5660577, Fax: 030
2400867-19, E-Mail: rosenkranz(at)duh.de


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