(ots) - Derzeitige Schutzmaßnahmen reichen nicht aus, um
ein Aussterben des seltensten Meeresdelfins der Welt zu verhindern.
Diese Forschungsergebnisse neuseeländischer Wissenschaftler
präsentiert NABU International auf der in dieser Woche im
schottischen Aberdeen stattfindenden "World Conference on Marine
Biodiversity". Seit der Einführung der Kiemen- und
Schleppnetzfischerei in den Siebzigerjahren ist die Zahl der
ausschließlich an der neuseeländischen Küste beheimateten
Hector-Delfine von 29.000 auf weniger als 8.000 Tiere gefallen. Von
ihrer Unterart, den Maui-Delfinen, gibt es heute weniger als 100
Tiere. An der Ostküste Neuseelands verenden jedes Jahr 23
Hector-Delfine als Beifang in kommerziellen Fischernetzen. Das sind
20 Mal mehr als ihre Population vertragen kann. Landesweit ist
derzeit lediglich ein Bruchteil des Lebensraumes der Delfine vor
Fischerei geschützt.
"Wenn die Neuseeländische Regierung nicht sofort handelt und
Kiemen- und Schleppnetze im gesamten Lebensraum der Tiere verbietet,
wird eine weitere Delfinart unwiederbringlich verloren sein", sagt
Thomas Tennhardt, NABU-Vizepräsident und Vorsitzender der NABU
International Naturschutzstiftung. Würden die Schutzmaßnahmen ab
sofort verschärft, könnte der Bestand der Hector-Delfine innerhalb
der nächsten 50 Jahre auf etwa 15.000 Individuen anwachsen.
Wissenschaftler und Naturschützer fordern dies seit mehr als zwei
Jahrzehnten. Doch trotz überwältigender Beweise, dass Hector-Delfine
schneller in Fischernetzen verenden als sie sich fortpflanzen können,
beugte sich die neuseeländische Regierung kürzlich erneut dem Druck
der Fischereiindustrie und öffnete sensible Regionen für den
kommerziellen Fang mit Kiemennetzen.
Neben industrieller Fischerei sind auch Hobbyfischer eine
Bedrohung für die verbliebenen Hector- und Maui-Delfine. In
Neuseeland gibt es pro Kopf mehr Boote als in jedem anderen Land und
Fischerei ist ein beliebter Zeitvertreib. Da es Zehntausende private
Kiemennetze gibt, die jeweils bis zu 60 Meter lang sein können, weiß
niemand, wie viele Delfine sich in ihnen verfangen. "Fischer melden
nicht, wenn sie Delfine in ihren Netzen finden, sondern lassen die
toten Tiere verschwinden", so Barbara Maas, Artenschutzexpertin der
NABU International Naturschutzstiftung. Zusammengenommen mit den
Verlusten durch kommerzielle Schleppnetzfischerei sei anzunehmen,
dass die Zahl der an der Ostküste durch Fischerei verendeten
Hector-Delfine insgesamt bei 46 liegt. Ein jährlicher Verlust dieser
Größenordnung würde bis zum Jahr 2050 mehr als die Hälfte der
verbliebenen Hector-Delfine auslöschen.
Hector- und Maui-Delfine leben in flachen Küstengewässern und sind
daher besonders anfällig für Beifang, aber auch für
Umweltverschmutzung, Kollisionen mit Bootpropellern und marinen
Bergbau. Da sie sich zudem nur sehr langsam fortpflanzen (Weibchen
haben nur alle 2-4 Jahre ein Junges und werden erst im Alter von 6-9
Jahren geschlechtsreif), sind sie bereits durch den Verlust weniger
Individuen gefährdet. Der NABU engagiert sich weltweit für einen
verbesserten und konsequenten Schutz der Meeresumwelt und eine
nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen. In Neuseeland setzt sich die
NABU International Naturschutzstiftung vor allem mit politischer
Lobbyarbeit für die Rettung von Hector- und Maui-Delfinen ein.
Detaillierte Informationen zu Hector- und Maui-Delfinen, eine
Karte ihres Verbreitungsgebietes sowie der aktuell geschützten
Gebiete, kostenloses Bildmaterial und aktuelle Neuigkeiten zur
Weltmeereskonferenz in Schottland sind zu finden unter
www.NABU-International.de
Originaltext vom NABU
Pressekontakt:
Dr. Barbara Maas
Artenschutzexpertin NABU International
Tel. +44 (0) 7970987742
E-Mail: Barbara.Maas(at)NABU.de
Britta Hennigs
Internationale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 030-284 984-1722
E-Mail: Britta.Hennigs(at)NABU.de