(ots) - Völlig überschätzt
Die Arbeitslosenzahlen waren im wiedervereinigten Deutschland
niemals niedriger als jetzt. Wenn aber angesichts dieser Rekorde
selbst Politiker nicht jubeln wollen, ist Vorsicht angebracht. Aus
gutem Grund: Zum einen sind die monatlichen Werte geschönt. So werden
beispielsweise alle Erwerbslosen in Weiterbildungsmaßnahmen aus der
Statistik herausgenommen, obwohl sie keinen Job haben. Würden sie
ehrlicherweise eingerechnet, müsste von mindestens vier Millionen
Arbeitslosen die Rede sein. Auch das größer werdende Problem des
Facharbeitermangels verfälscht die Zahlen nach unten.
Zweitens sagen die Monatsfakten aus Nürnberg nichts über die
Qualität der Jobs aus. Gerade Berufseinsteiger landen immer öfter in
prekären Arbeitsverhältnissen, befristet und mit niedriger Bezahlung.
Und drittens: Nicht nur der Chef der Arbeitsagentur warnt, dass die
jüngsten Turbulenzen der internationalen Finanzmärkte den deutschen
Arbeitsmarkt noch nicht erreicht haben. Leicht verständlich, wenn
Jürgen Weise deshalb jetzt keine Erwartungshaltung aufbauen möchte,
die schon bald von der Wirklichkeit zerstört werden könnte. Vom
Aufschwung des vergangenen Jahres ist jedenfalls nur noch wenig zu
spüren. Der Zustand der Wirtschaft wird künftig immer weniger an den
Arbeitslosenzahlen ablesbar sein. Ihre Bedeutung wird völlig
überschätzt, es gibt auf dem Job-Markt keinen Grund zum Jubeln.
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