(ots) -
- Deutscher Mittelstand benötigt bis 2013 rund 50 Milliarden Euro
Kapital, um das Wachstum zu finanzieren
- Restriktive Kreditvergabe der Banken sowie der erschwerte Zugang
zu Eigenkapital können zu Liquiditätsengpässen führen und das
Wachstum bremsen
- Erhebliche Branchenunterschiede bei der Kapitalbindungsdauer:
Spanne reicht von 19 Tagen in der Telekommunikationsbranche bis
zu 90 Tagen im Bekleidungssektor
- Großunternehmen verkürzen die Kapitalbindungsdauer zwischen 2008
und 2010 um neun Tage, Mittelständler nur um drei Tage
- Mittelstand könnte durch optimiertes Working Capital Management
ein Liquiditätspotenzial von 115 Milliarden Euro freisetzen
Die Konjunkturprognosen für die kommenden Jahre gehen weiterhin
von einem nachhaltigen Wachstum der deutschen Wirtschaft aus. Doch um
weiter zu wachsen, benötigt der deutsche Mittelstand bis 2013 rund 50
Milliarden Euro an Kapital. Eine weiterhin restriktive Kreditvergabe
der Finanzinstitute sorgt jedoch für ein beschränktes
Liquiditätsangebot. Dabei könnte ein optimiertes Working Capital
Management im deutschen Mittelstand ein ungenutztes
Liquiditätspotenzial in Höhe von 115 Milliarden Euro freisetzen. Das
ist das Ergebnis der Studie "Cash for Growth" von Roland Berger
Strategy Consultants und Creditreform. Die Studie basiert auf den
Daten über das Liquiditätsmanagement von über 500 Unternehmen aus den
Jahren 2008 bis 2011.
"Das Working Capital Management der meisten Unternehmen hat sich
in den vergangenen Jahren deutlich verbessert", sagt Roland
Schwientek, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants, "doch es
besteht noch ein erhebliches Verbesserungspotenzial. Wenn Unternehmen
es schaffen, die Kapitalbindungsdauer weiter zu reduzieren, können
sie einen Großteil ihres erforderlichen Finanzierungsbedarfs abdecken
und somit weiter wachsen."
Deutscher Mittelstand benötigt frisches Kapital
Bis 2013 werden mittelständische Unternehmen in Deutschland einen
Gesamtliquiditätsbedarf von rund 50 Milliarden Euro haben. Davon sind
25 Milliarden Euro dem Umsatzwachstum zuzuschreiben; die restlichen
25 Milliarden Euro werden durch eine verlängerte Kapitalbindungsdauer
verursacht. "Wachstum bedeutet für Unternehmen, dass Bestände wie
Kapitalvorräte und Forderungen gegenüber den Kunden proportional zum
Umsatz wachsen", erläutert Michael Bretz, Leiter der
Wirtschaftsforschung bei Creditreform. "Erhöht sich die
Kapitalbindungsdauer der Unternehmen, so erhöht sich auch die
gebundene Liquidität. Dies erzeugt wiederum Liquiditätsbedarf."
Kapitalbindungsdauer - Großunternehmen im Vorteil
Zwar hat sich in den vergangenen Jahren die Kapitalbindungsdauer
in deutschen Unternehmen leicht verbessert - allen voran in
Großunternehmen. Blieb 2009 das gebundene Kapital noch
durchschnittlich 46 Tage in einem Großunternehmen, so waren es 2010
nur noch 43 Tage. Hingegen lag die durchschnittliche
Kapitalbindungsdauer im deutschen Mittelstand im Jahr 2010 immer noch
bei 54 Tagen - eine leichte Verbesserung im Vergleich zu den 57 Tagen
von 2009. "Großunternehmen haben eine viel größere Verhandlungsmacht
und können vorteilhaftere Zahlungsziele bei den Dienstleistern
durchsetzen", sagt Roland Schwientek von Roland Berger. "Außerdem
haben Großunternehmen die Bedeutung eines professionellen Working
Capital Management klarer erkannt."
Hinzu kommen die Kapitalgeberanforderungen: "Bei Großunternehmen
mit umfassender Rechnungslegung sind Liquiditätskennzahlen oft ein
wichtiger Teil des Kreditvertrags, wie etwa bei Covenants", so
Michael Bretz von Creditreform. "Da wundert es kaum, dass deutsche
Großunternehmen beim Thema Kapitalbindungsdauer viel besser
abschneiden als mittelständische Firmen." Das gilt vor allem für
Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche - 2010 war bei ihnen
das Kapital im Schnitt gerade mal 19 Tage gebunden. Mit deutlichem
Abstand folgt der Handel mit einer durchschnittlichen
Kapitalbindungsdauer von 43 Tagen. "Insbesondere das verbesserte
Forderungsmanagement und auch die überdurchschnittliche Verbesserung
im Verbindlichkeitsmanagement (Lieferantenzahlungen) sind dafür
ausschlaggebend", erläutert Schwientek. Am schlechtesten schneiden
der Pharma- (86 Tage) und der Bekleidungssektor (90 Tage) ab. "Der
große Unterschied zu den Best Performern kommt vor allem aus den
hohen Beständen und Vorräten ", analysiert Roland Schwientek.
Aktuelles Working Capital Management gefährdet den Aufschwung
Der erhöhte Liquiditätsbedarf deutscher Unternehmen hat
verschiedene Gründe. Zunächst müssen Firmen mit ihrem Kapital den
eigenen Umsatz vorfinanzieren. Aber nicht nur dies, sagt Michael
Bretz: "Oft ergeben sich attraktive Investitionsmöglichkeiten, die
eine größere Liquidität voraussetzen. Auch Anpassungen der
Finanzstruktur nach einer Rezessionsphase verlangen nach Kapital. Das
Problem ist, dass der hohe Liquiditätsbedarf oft mit dem beschränkten
Angebot auf dem Markt kollidiert." So kämpfen Unternehmen aufgrund
der verschärften Eigenkapitalvorschriften mit einer restriktiven
Kreditvergabe der Banken: Das Finanzierungsvolumen verkleinert sich,
während die Finanzierungskosten steigen. Hinzu kommt der erschwerte
Zugang der Unternehmen zu externem Eigenkapital. Die Folge: "Die
Liquiditätsengpässe können das Unternehmenswachstum stark gefährden -
vor allem im Mittelstand - hier ist Cash King!", sagt Schwientek.
Liquiditätspotenzial von 115 Milliarden Euro vorhanden
Um einem Wachstumsstopp aus Liquiditätsgründen entgegenzuwirken,
raten die Experten von Roland Berger und Creditreform zu einer
gezielten Optimierung des Working Capital Management. So könnte der
deutsche Mittelstand durch eine bessere Kapitalnutzung bis 2013 rund
115 Milliarden Euro freisetzen. "Mit diesem Kapital könnten
mittelständische Firmen ihren Finanzierungsbedarf von 50 Milliarden
Euro bis 2013 problemlos abdecken", so Bretz. "Reduziert ein
Unternehmen seine Kapitalbindungsdauer um acht Prozent, so kann es
mit der freigesetzten Liquidität eine Umsatzsteigerung von zehn
Prozent finanzieren", ergänzt Schwientek." Das größte Potenzial zur
Verbesserung des Working Capital liegt dabei in der Reduzierung der
Vorräte, gefolgt von einer Optimierung des
Kundenforderungsmanagements.
Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter:
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und
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