(ots) - Interpretationsfähig
Vor anderthalb Wochen hat der Papst Deutschland besucht, nun
arbeiten die katholischen Bischöfe auf ihrer Herbstvollversammlung in
Fulda diese Reise auf. Dabei stellt sich heraus: Die Ansprachen von
Benedikt XVI. können sehr unterschiedlich ausgelegt werden. Sowohl
seine Äußerungen zur Ökumene als auch zum viel zitierten Stichwort
Entweltlichung der Kirche bieten viel Spielraum für Interpretationen.
Kritische Beobachter hatten nach dem Auftritt des Papstes in
Erfurt schon von einer Art Ohrfeige gegenüber der evangelischen
Kirche gesprochen. Nun versuchen die katholischen Bischöfe, die Sache
zurechtzurücken: Viel zu hoch seien die Erwartungen vor dem
Papstbesuch gewesen, Veränderungen bräuchten Zeit und Engagement. Das
ist zwar richtig, klingt aber zugleich nach Schönreden.
Alle, die mit Ungeduld auf Reformen drängen, werden die Einwände
der Bischöfe als Beschwichtigung empfinden und damit unzufrieden
sein. Allerdings gilt es auch zu berücksichtigen, dass auch das
Oberhaupt einer Weltkirche nicht alleine mit einem Machtwort wichtige
Entscheidungen treffen kann. Hinzu kommt die Uneinigkeit der
deutschen Bischöfe, etwa beim Umgang mit wiederverheirateten
Geschiedenen: Während der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch für
ein barmherzigeres Vorgehen eintritt, weist der Kölner Kardinal
Joachim Meisner diesen Vorstoß zurück. Das macht es schwer, neue Wege
zu finden.
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