(ots) - Riskanter Schwenk
In der SPD werden sie die Faust in der Tasche ballen. Ausgerechnet
der vermeintliche Parteilinke Klaus Wowereit dämpft die rot-grüne
Euphorie, die sich angesichts einer siechen schwarz-gelben
Bundesregierung breitmachte. Mögen sie es im Willy-Brandt-Haus auch
bestreiten: Die Chancen für einen Machtwechsel im Bund sind durch
Wowereits Volte gesunken.
Vielen erschien Rot-Grün zuletzt als harmonischer Gegenentwurf zu
einer tief gespaltenen bürgerlichen Koalition. Dieses Bild hat
Kratzer bekommen. Die Ereignisse von Berlin lehren, dass eine
rot-grüne Regierung nicht zwingend Garant für neue Stabilität und
Verlässlichkeit wäre. Das Fingerhakeln in der Hauptstadt ruft
vielmehr die Regierungsjahre unter Kanzler Gerhard Schröder ins
Gedächtnis, als sich die erklärten Wunschpartner erbittert um die
Rolle von Koch und Kellner stritten.
Auch für Wowereit selbst ist der Schwenk zur Union nicht ohne
Risiko. Denn die Mehrheit seiner Wähler wollte Rot-Grün. Warum das
Bündnis an drei Kilometer Stadtautobahn scheitern musste, dürfte
ihnen schwer zu vermitteln sein. Zumal ein Kompromiss in Reichweite
war. Wowereit wollte offenbar nicht, weil ihm die Mehrheit in einer
Koalition mit aufmüpfigen Grünen zu wacklig war. Nun muss er sich mit
der CDU arrangieren, die der SPD in vielen Fragen ferner steht als
die Grünen. Schluckt der Bürgermeister dabei um der Macht willen zu
viele Kröten, werden viele Berliner ihm das nachtragen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207