(ots) -
Anmoderation:
Wie gefährlich, glauben Sie, ist Ihr Arbeitsplatz? Nicht so
besonders, denken Sie wahrscheinlich - wenn Sie nicht gerade am
Hochofen, mit Starkstrom oder als Löwenbändiger arbeiten. Aber auf
den zweiten Blick kann heutzutage praktisch jeder Arbeitsplatz
gesundheitsgefährdend sein. Denn in den Unternehmen gehen von der
Technik immer weniger Gefahren aus; an die Stelle des klassischen
Unfalls bei der Arbeit treten zunehmend Burnout und innere Kündigung.
Das ist das Ergebnis des aktuellen
DEKRA-Arbeitssicherheitsbarometers, das die Expertenorganisation
heute (6.10.) in Stuttgart vorgestellt hat. DEKRA-Vorstandsmitglied
Mark Thomä zu den Ursachen von Burnout:
1. O-Ton Mark Thomä
Das hängt, glaube ich, sehr, sehr stark damit zusammen, dass es
eine Diskrepanz gibt zwischen der Leistung, die von einem erwartet
wird - oder was man meint, was erwartet wird - und was man denkt,
tatsächlich leisten zu können. Das ist eigentlich oft das Moment, wo
Burnout entsteht. Und das in allen möglichen Ecken des Berufslebens,
wie wir es gerade in der Öffentlichkeit gehört haben. (0:23)
Nicht nur Prominente, die in der Öffentlichkeit stehen, wie
Fußballtrainer Ralf Rangnick, können vom Burnout betroffen sein,
sondern auch wir ganz normale Arbeitnehmer in den unterschiedlichsten
Bereichen. Trotzdem, so die DEKRA-Experten, schenken die Unternehmen
dem Thema psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter insgesamt noch viel
zu wenig Beachtung. Dabei wäre das nicht nur im Interesse der
Beschäftigten, sondern auch der Unternehmen, rechnet Mark Thomä vor:
2. O-Ton Mark Thomä
Wenn man bedenkt, dass im Schnitt jeder Arbeitnehmer in
Deutschland 13 Tage fehlt im Jahr, macht das ungefähr 43 Milliarden
Euro pro Jahr aus. Das ist ein ganz wichtiger wirtschaftlicher Faktor
auch. Also jeder Tag, der auf diese 13 Tage gewonnen ist, ist purer
Gewinn für alle Firmen. (0:21)
Die Bedeutung von psychischen Erkrankungen bei diesen Fehlzeiten
steigt seit Jahren. Im Vergleich zu 2004 haben sie sich nach Zahlen
des AOK-Bundesverbandes verzehnfacht. Und tendenziell bedeuten
langwierige Erkrankungen wie Burnout deutlich mehr Fehltage: Im
Schnitt fehlt ein Beschäftigter etwa bei einer Atemwegserkrankung
knapp sieben Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es fast 23
Tage, also mehr als drei Mal so viel. Trotzdem erkennt das Management
oft nicht, welche Chancen darin stecken, durch entsprechende
Prävention die Fehltage zu reduzieren. Sebastian Bartels,
DEKRA-Konzernbeauftragter Arbeits- und Gesundheitsschutz:
3. O-Ton Sebastian Bartels
Bei den psychischen Belastungen sehen wir das A und O bei den
Führungskräften, bei den Unternehmern. Die sind da gefragt, eine
Kultur zu etablieren, in der gefördert wird, dass ein Mitarbeiter
ernst genommen und in den Mittelpunkt gestellt wird. Ich will nicht
sagen, dass es nirgendwo stattfindet, sondern es findet noch nicht
häufig genug statt. Die Führungskraft ist A und O, sich in die Lage
zu versetzen, Mitarbeiter so zu führen, dass man erkennt: wo sind die
Bedürfnisse und wo sind vielleicht Alarmsignale, die man heute schon
feststellt. Auch dafür müssen Führungskräfte geschult werden. Das
findet auch noch zu selten statt. (0:33)
Über 600 Unternehmen bundesweit hat DEKRA für das aktuelle
Arbeitssicherheitsbarometer per Online-Fragebogen befragt -
Unternehmen aus Industrie und Dienstleistung, Verwaltung und anderen
Branchen. Eines der zentralen Ergebnisse: Viele Unternehmens-Chefs
kümmern sich um Arbeits- und Gesundheitsschutz nur, weil Gesetze sie
dazu zwingen.
4. O-Ton Sebastian Bartels
Das haben über 80 Prozent angegeben als Hauptgrund für den
Arbeits- und Gesundheitsschutz. Da muss man sagen: Das ist ein Stück
weit zu kurz gedacht. Alles das, was ich dort gut mache und auch mit
Nachhaltigkeit umsetze, wird sich letztendlich auch in meinem
Unternehmensergebnis widerspiegeln. Wir wissen alle, dass Unternehmen
Geld verdienen müssen, das ist klar. Aber ich kann das noch besser,
noch einfacher und mit noch zufriedeneren Mitarbeitern machen, wenn
ich einen systematischen Arbeits- und Gesundheitsschutz eingeführt
habe. Das werden mir die Mitarbeiter definitiv danken. (0:30)
Abmoderation:
Der moderne Arbeitsunfall heißt heutzutage Burnout - das ist das
Ergebnis des aktuellen DEKRA-Arbeitssicherheitsbarometers, das die
Expertenorganisation heute (6.10.) in Stuttgart vorgestellt hat.
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