(ots) - Wird der Papst gütig lächeln?
Was der Papst bei seiner Deutschland-Reise zu Kirchensteuern und
Ökumene gesagt hat, lässt sich nachlesen. Was er gemeint hat, dagegen
nicht. Dabei wäre es für den Theologen Ratzinger mit seinem Intellekt
ein Leichtes, nicht in Rätseln zu sprechen. Doch als Benedikt XVI.
kann er nicht nur liberale Forderungen von Teilen der deutschen
Kirche im Blick haben. Er steht für die Weltkirche, die viele
Strömungen zusammenhält und Werte schätzt, die Kirchenkritiker
hierzulande ärgern. Deshalb wählte der Papst die Diplomatie, die Raum
für Interpretationen zulässt.
Ein Raum, den die Deutsche Bischofskonferenz gerne ausfüllen will.
Deshalb nutzten die Würdenträger ihre Herbst-Tagung dazu, die
Deutungshoheit über die Worte des Heiligen Vaters zu gewinnen. Und es
verwundert nicht, dass die Bischöfe gleich mehrfach betonen, der
Papst habe mitnichten die Abschaffung des Kirchensteuersystems
gefordert. Wer würde auch schon freiwillig auf diesen Geldsegen
verzichten, der zudem historisch nicht unbegründet ist? Die Bischöfe
verstehen ihren Papst so, wie es ihren Interessen dient. Dabei hatte
Ratzinger schon vor Jahren kein Geheimnis daraus gemacht, dass er der
Kirchensteuer skeptisch gegenübersteht. Ähnlich spannend ist der
Versuch der Bischöfe, aus Rücksicht auf Reformkreise Benedikt XVI.
als Vorreiter der Ökumene darzustellen. Ob der Papst darüber gütig
lächeln wird? Schließlich fühlt er sich Orthodoxen näher als
Protestanten.
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