(ots) - Die Drift stoppen
Mit dem Wahlsieg der moderaten "Bürgerplattform" unter
Ministerpräsident Donald Tusk erweist Polen sich der Europäischen
Union als verlässlicher Partner. Dass Tusk als erster Regierungschef
in der neuen polnischen Demokratie eine zweite Amtszeit antritt,
verschafft dem Land Kontinuität und macht es für seine Partner im
positiven Sinne berechenbar. Mit einer nationalistisch-konservativen
Regierung unter Tusks Widersacher Jaroslaw Kaczynski wäre dies kaum
möglich gewesen.
Tusks Erfolg führt Kaczynskis Partei "Recht und Gerechtigkeit" vor
Augen, dass die platte Deutschland-Polemik und die antieuropäischen
Töne, derer sie sich im Wahlkampf wieder bedienten, immer weniger
Polen erreichen. Aber auch die siegreiche "Bürgerplattform" muss aus
dieser Wahl lernen. Die polnische Gesellschaft driftet weiter
auseinander. Polens wirtschaftlicher Wandel erzeugt immer noch zu
viele Verlierer, besonders in den ländlichen Regionen des Ostens und
unter den Rentnern.
Zugleich wenden sich viele junge Polen von ihrem einstigen
Hoffnungsträger Tusk ab, weil sie nach wie vor die alte
Vetternwirtschaft und politische Verkrustung um sich sehen. Der große
Zuspruch junger, gut ausgebildeter Polen für den unkonventionellen
Janusz Palikot gibt Zeugnis von diesem Wunsch nach schnellerem
Wandel. In seiner zweiten Amtszeit muss Tusk einen Weg finden, die
Gesellschaft zusammenzuführen.
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