(ots) - Mehr Gelassenheit
Jede Generation, das haben Historiker belegt, empfindet große
Entwicklungen in ihrer Gegenwart stets aufs Neue als dramatisch und
existenziell. Die Reaktionen sind oft ähnlich, die Ängste vielfach
gleich. Allein in der bundesdeutschen Geschichte finden sich
Wiedervereinigung und Kalter Krieg, Ölpreisschock und
Wirtschaftswunder, zuvor der Wiederaufbau des Landes mitsamt
Währungsreform sowie der Gründung einer stabilen Demokratie.
Die Schulden- und Euro-Krise wirkt in dieser Reihe von Lasten und
Leistungen gleich weniger bedrohlich. Wer noch weiter zurückblickt,
sieht Kriege, einen nach dem anderen, sowie Zeiten, in denen der
Federstrich eines Lehnsherrn genügte, um ein Leben zu ruinieren. So
betrachtet, verträgt die Euro-Frage mehr Gelassenheit. Letztlich hat
die Krise sogar etwas Gewöhnliches, indem sie eine weitere nach
vielen anderen ist, die die Menschen gemeistert haben.
Zu einfach ist es dabei, alle Schuld ins Ausland zu schieben. Auch
deutsche Arbeitnehmer und -geber werden fortlaufend mit
milliardenschweren, Schulden treibenden Subventionen alimentiert. Was
in Griechenland an skurrilen, Ausländern kaum erklärbaren Ausgaben
kritisiert wird, ist dort gelernt und wird für nur gerecht gehalten.
Ebenso in Deutschland: von der Pendlerpauschale über Solarförderung
und ein teures, indes verschrobenes Bildungssystem bis hin zu
Beamtenpensionen und Sozialleistungen. Höchste Zeit, dies anzugehen,
statt über Slowaken zu stöhnen oder Griechen zu verhöhnen.
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