(ots) - Eine Gratwanderung
Durfte die israelische Regierung diesen Geiselhandel eingehen, die
Freilassung des eigenen gefangenen Soldaten im Tausch gegen immerhin
rund tausend inhaftierte Palästinenser? Das war es Israel am Ende
wert. So ganz wohl aber war Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei
der Sache sicher nicht. Denn die Einigung kann nun bei den militanten
palästinensischen Gruppen den falschen Anreiz auslösen, bei nächster
Gelegenheit erneut israelische Soldaten in Geiselhaft zu nehmen.
Dennoch hat Israel eine Ausnahme gemacht und Gespräche geführt.
Der Druck auf Netanjahu war einfach zu groß, und Gilad Schalit blieb
auch nach etlichen Monaten Gefangenschaft populär und unvergessen.
Zugleich wäre es das falsche Signal gewesen, den jungen Soldaten im
Stich zu lassen und eine noch längere Gefangenschaft oder gar den Tod
in Kauf zu nehmen. So ein Schritt hätte die israelische Truppe
zutiefst demoralisiert.
Die Verhandlungen mit der radikalislamischen Hamas waren daher
eine Gratwanderung. Immerhin kann sich Netanjahu jetzt als Befreier
Schalits darstellen - ein innenpolitischer Erfolg, den der
Ministerpräsident nach den jüngsten Protesten gut gebrauchen kann.
Auch wenn jetzt öffentlich geworden ist, dass die israelische Seite
mit der Hamas verhandelt hat: Auf die Entwicklung im Nahen Osten wird
sich das nicht auswirken. Der Fall Schalit ist bisher ein Einzelfall.
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