(ots) - Pressemitteilung
Umweltverbände fordern effizienteren Haischutz - DUH und Shark
Alliance bezeichnen die europäische Regelung zum Schutz der
Meerestiere als unzureichend - Deutschlandweite Vortragsreihe klärt
über Bedrohung der europäischen Haie auf - Petition gegen grausame
Fangmethode des "Finning" und fortdauernde Ãœberfischung
Mit einem Appell an Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU)
eröffnet die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) am Samstag (15.10.2011)
die deutschen Aktivitäten zur "European Shark Week 2011". Der
Umweltschutzverband fordert die Ministerin auf, sich für einen
wirksamen Hai-Schutz in der EU einzusetzen, wie er bereits im
EU-Aktionsplan Haie von 2009 verlangt wurde. Die DUH ist Mitglied der
Shark Alliance, eines internationalen Zusammenschlusses
nichtstaatlicher Organisationen, der sich für die Erneuerung und
Erhaltung der Haibestände durch verbesserte Schutzbestimmungen stark
macht.
"Die EU hat bei Fang, Verzehr und Handel mit Haiprodukten immer
noch eine beschämende Rolle inne ", beanstandet Ulrich Stöcker,
Leiter Naturschutz der DUH. "Es gelingt ihr bislang nicht, die eigene
Haischutzpolitik lückenlos umzusetzen. Im Gegenteil: Die Dezimierung
der europäischen Haie schreitet weiter voran. Die Bundesregierung
muss deshalb ihre Stimme für die Haie erheben." In ganz Europa
verlangen die Mitgliedsverbände der Shark Alliance, die Überfischung
der für das Meeresökosystem so wichtigen Tiere zu stoppen. Darüber
hinaus fordern sie ein Ende des so genannten Finning - eine Praxis,
bei der die Fischer die für den Handel kostbaren Haiflossen
unmittelbar nach dem Fang an Bord abtrennen und den verstümmelten Hai
im Meer entsorgen.
Die DUH und andere Umweltverbände kritisieren die stockende
Umsetzung des bereits 2009 verabschiedeten EU-Aktionsplans für die
Erhaltung der Haibestände. Fanggrenzen auf Grundlage
wissenschaftlicher Empfehlungen und des Vorsorgeansatzes seien noch
immer nicht eingeführt, Schutzbestimmungen für viele gefährdete
Haiarten nicht eingerichtet. Besonders scharf kritisieren die
Umweltverbände die aktuelle Regulierung des Finning innerhalb der EU,
die sie als eine der schwächsten und unwirksamsten weltweit
bezeichnen.
Angesichts des für diesen Herbst erwarteten Kommissionsvorschlags
zur Stärkung der Finning-Verordnung, wirbt die DUH mit ihren Partnern
für einen besseren Haischutz und eine Änderung der
Finning-Regulierung. "Der Druck auf die Entscheidungsträger nimmt zu,
ein vollständiges und ausnahmsloses Finning-Verbot auf den Weg zu
bringen. Mit Unterstützung der Öffentlichkeit können wir zeigen, dass
viele Menschen in Europa für einen umfassenden Haischutz eintreten
und von ihren Regierungen dasselbe erwarten", sagt Nina Wolff,
Meeresschutz-Expertin der DUH.
Aus Sicht der Umweltschutzorganisation ist die Einführung
schärferer Beschränkungen zum Schutz der bedrohten Tiere dringend
notwendig. Damit das gelingt, so die DUH, müssten die
EU-Mitgliedstaaten an einem Strang ziehen. "Für deutsche Fischer ist
das Finning inzwischen komplett verboten. Das ist wichtig und sollte
ein Vorbild für andere Länder sein. Vor allem Spanien und Portugal,
in denen die Praxis im Rahmen von Sondergenehmigungen noch immer
erlaubt ist, müssen diesem Schritt endlich folgen", so Wolff.
Schon bis zum Beginn der Hai-Woche konnte die Shark Alliance über
20.000 Unterschriften für eine Stärkung des Finningverbots und gegen
die übermäßige Nutzung der Haie sammeln. In ihrer bundesweiten
Vortragsreihe knüpft die DUH ab dem Wochenende an diesen Aufruf an
und klärt interessierte Bürgerinnen und Bürger über das Schicksal der
Haie in Europa auf. Den Auftakt macht ein Vortrag mit anschließender
Diskussion im Sealife-Center Berlin am Samstag, den 15.10.2011 um
14:00 Uhr. Eine Ãœbersicht aller Veranstaltungen zur European Shark
Week findet sich im Internet unter www.haiwoche.de. Hier können sich
Interessierte auch online über die Gefährdung der Haie informieren
und an der Petition beteiligen: Für ein wirksames Finning-Verbot und
gegen Ãœberfischung!
Hintergrund:
Die Shark Alliance ist ein Aktionsbündnis von über 100
Artenschutz-, Wissenschafts- und Tauch-Organisationen, das sich auf
der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse dem Schutz von Haien
widmet. Die Shark Alliance wurde von der Pew Environment Group
gegründet und wird von ihr koordiniert. Die Pew Environment Group ist
die Naturschutzabteilung des Pew Charitable Trusts, einer
Nichtregierungsorganisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die
Ãœberfischung der Ozeane zu beenden.
Als oberste Räuber sind Haie wichtiger Bestandteil der
Meeresökosysteme. Die Überfischung ihrer Bestände hat weit reichende
Auswirkungen nicht nur auf die zunehmend geschwächten Populationen,
sondern auch die Artenzusammensetzung und das biologische
Gleichgewicht der Meere. Nach Erkenntnissen der IUCN werden ca. 80
Haiarten in europäischen Gewässern befischt, ein Drittel der
gefangenen Haiarten sind durch Überfischung gefährdet. Aufgrund ihrer
späten Geschlechtsreife und den niedrigen Reproduktionsraten erholen
sich Haie nur schwer von Überfischung. Der Europäische
Hai-Aktionsplan (KOM (2009) 40 endg.) sieht rechtliche und
fischereipolitische Maßnahmen zur Erhaltung der Haibestände vor. Er
bezieht sich auf einen Internationalen Aktionsplan der FAO von 1999
(IPOA SHARKS), der die Erhaltung und Bewirtschaftung der von der
Gemeinschaftsflotte dezimierten Haibestände sicherstellen soll. Ziel
ist unter anderem die Stärkung des Finningverbots, aber auch eine
Anpassung der Haifänge an die verfügbaren Ressourcen und
Schutzmaßnahmen für gefährdete Bestände.
Die Deutsche Umwelthilfe hat die Aktionen der Shark Alliance für
die zügige Unterbreitung eines überarbeiteten Finning-Verbots durch
die Europäische Kommission unterstützt und sich im Rahmen einer
EU-weiten Konsultation zur Änderung der Finning-Verordnung im Februar
2011 für einen umfassenden Schutz der Haie und eine
Ganzkörperanlandung ausgesprochen.
Die Europäische Haiwoche 2011 wird durch das Bundesamt für
Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.
Weitere Informationen im Internet unter www.haiwoche.de und
www.sharkalliance.org.
Pressekontakt:
Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz Deutsche Umwelthilfe e. V.
(DUH),Hackescher Markt 4,10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-0, E-Mail:
stoecker(at)duh.de
Dr. Nina Wolff, Meeresschutz-Expertin, Deutsche Umwelthilfe e.V.
(DUH), Hackescher Markt 4,10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-0, Mobil:
0151 10844768, E-Mail: wolff(at)duh.de
Daniel Eckold, Pressesprecher, Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH),
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 2400867-0, Mobil: 0151
55017009, E-Mail: eckold(at)duh.de