(ots) - Steilvorlagen für Sarkozy
Für die französischen Sozialisten bedeutet die Kür des
Sarkozy-Herausforderers einen historischen Einschnitt. Die Vorwahl
nach US-Vorbild könnte auch beim politischen Gegner Schule machen -
zumal der Präsident in Frankreich eine ähnlich starke Stellung
einnimmt wie in den Vereinigten Staaten. Zu früh sollte sich die
Parti Socialiste aber nicht über ihren Coup freuen. Die hohe
Staatsverschuldung, der kränkelnde Bildungssektor und die verlängerte
Lebensarbeitszeit dürften die Partei noch vor unliebsame
Zerreißproben stellen.
Zudem liefert der Alleingang der PS dem konservativ-rechten
Regierungslager Steilvorlagen en masse. Martine Aubry hat ihren
Herausforderer François Hollande als "Weichei" beschimpft, er sie
umgekehrt "Lügnerin" genannt. Das dürfte kaum ohne Folgen bleiben.
Die Sozialisten sollten gewarnt sein: Der amtierende Präsident
Nicolas Sarkozy ist ein zu gewiefter Wahlkämpfer, um solche
politische Munition nutzlos zu verpulvern.
Wie sehr Sarkozy sich auf das Spiel mit Stimmungen versteht, hat
er vielfach bewiesen. Um Stimmen am rechten politischen Rand zu
fischen, rief er etwa, damals noch als Innenminister, zum "Kärchern"
der Vorstädte auf. Mehr Popularität erreichte er auch durch einen
inszenierten Liebesurlaub bei den Pyramiden mit Carla Bruni,
seinerzeit noch seine Freundin.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207