(ots) - Durch Hemmnisse des Generikawettbewerbs gehen den
Krankenkassen erhebliche Einsparungen verloren. Das ist das Ergebnis
der neuen Studie "Generika in Deutschland: Wettbewerb fördern -
Wirtschaftlichkeit stärken", die das Berliner IGES-Institut im
Auftrag von Pro Generika erstellt hat. So hätte die Gesetzliche
Krankenversicherung (GKV) bei funktionierendem Wettbewerb allein bei
10 der untersuchten Wirkstoffe innerhalb von 24 Monaten Einsparungen
von bis zu 655 Mio. Euro realisieren können.
Bei der Vorstellung des Gutachtens am 18. Oktober 2011 in Berlin
nannte Studienautor und IGES-Geschäftsführer Dr. Martin Albrecht als
Gründe hierfür neben Rabattvereinbarungen zwischen Krankenkassen und
Erstanbietern auch Patentstreitigkeiten, fachliche Kontroversen über
die vermeintliche Gleichwertigkeit von Generika bzw. Biosimilars oder
Produktanpassungen der Erstanbieter kurz vor Patentablauf sowie
Zulassungserweiterungen, mit denen Erstanbieter ihre
Marktexklusivität zeitlich ausweiten.
Marktkonzentration schwächt Preiswettbewerb
Speziell die Rabattverträge mit Erstanbietern über den
Patentablauf hinaus verringerten die Wettbewerbsintensität. Obwohl
deutlich preiswertere Generika zur Verfügung stünden, verlängerten
diese exklusiven Verträge die Marktdominanz der "Altoriginale" und
steigerten damit gleichzeitig die Marktkonzentration. "Es besteht das
Risiko, dass anfängliche Einsparungen durch Rabattverträge mit
Originalherstellern im Zeitverlauf zu Verlusten werden, vor allem
wenn diese Verträge längerfristig Markteintritte von
Generikaanbietern verhindern und den Preiswettbewerb schwächen", so
Albrecht.
Zudem deuteten neuere Entwicklungen wie die jüngsten
AOK-Ausschreibungen darauf hin, dass Rabattverträge das Risiko von
Marktkonzentrationen erhöhen und Wettbewerb behindern können. So
hatten die zehn umsatzstärksten Arzneimittelanbieter des Marktes
generikafähiger Wirkstoffe mit Rabattvertrag im vergangenen Jahr
einen Anteil von 75 % am Gesamtumsatz dieses Marktsegments. Dagegen
lag der entsprechende Anteil der zehn umsatzstärksten
Arzneimittelanbieter im generikafähigen Markt ohne Rabattvertrag bei
nur 35 %. Albrecht: "In den zurückliegenden Tranchen der
AOK-Ausschreibungen wurden jeweils mehr als 75 % des ausgeschriebenen
Umsatzes sogar an nur drei bis fünf Anbieter vergeben."
Aufforderung zur "evidenzbasierten Diskussion" um Rabattverträge
Für Wolfgang Späth, den Vorstandsvorsitzenden von Pro Generika,
belegt die Studie, dass der Generikawettbewerb in Deutschland durch
äußere Einflüsse nicht in allen Wirkstoffmärkten so funktioniert, wie
er könnte und sollte. Die immer wieder aufgestellte Behauptung, erst
Rabattverträge sorgten für Wettbewerb, sei schlichtweg "Unsinn".
Darüber müsse man mit Politik und Krankenkassen reden. "Wir wollen
aber nicht nur Meinungen und Standpunkte austauschen, sondern mit den
Akteuren des Gesundheitssystems eine 'evidenzbasierte Diskussion'
führen. Hierfür liefert das IGES-Gutachten dank seiner
wissenschaftlich erhobenen und ausgewerteten Daten sehr gute
Grundlagen."
Weichen jetzt pro nachhaltigem Wettbewerb stellen!
Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer leitete aus der
IGES-Studie konkrete Maßnahmen für mehr Wettbewerb ab. So müsse es
mit dem Patentablauf eine "Stunde Null" geben. "Das heißt nichts
anderes, als dass alle Krankenkassenmärkte für alle Generikaanbieter
offen sein müssen. Denn nur dann kann der Preiswettbewerb in Fahrt
kommen. Rabattverträge von Anbietern patentgeschützter Arzneimittel
dürfen entsprechend nur bis zum Ablauf des Patents gelten.
Anschließend müssen sie unwirksam sein", erklärte Bretthauer.
Das alleine reiche aber nicht aus. Um nach Patentablauf faire und
gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Anbieter zu garantieren und
den Wettbewerb auch nachhaltig zu gestalten, tritt Pro Generika
zusätzlich für eine zweijährige vertragsfreie Wettbewerbsphase ein.
Denn sowohl die Untersuchungen des IGES wie auch die jüngste Studie
der EU-Kommission zu den Arzneimittelmärkten in Europa zeigen, dass
es bis zu zwei Jahre braucht, bis sich der Generikawettbewerb voll
entfaltet bzw. eine sehr hohe Marktdurchdringung mit Generika
entwickelt hat. "Das sind zwei konkrete Maßnahmen, die den
patentfreien Arzneimittelmarkt für alle Anbieter öffnen und damit den
Generikawettbewerb nachhaltig gestalten können", erläuterte der Pro
Generika-Geschäftsführer.
Der Handlungsbedarf ist dringend. "Aus unserer Sicht brauchen wir
rasch eine politische Lösung", so Bretthauer "denn angesichts der
überdurchschnittlich hohen Patentabläufe in den nächsten Jahren
müssen die Weichen jetzt gestellt werden - Pro nachhaltigem
Wettbewerb!"
Die Statements zur Pressekonferenz sowie die Studie "Generika in
Deutschland: Wettbewerb fördern - Wirtschaftlichkeit stärken" (in
Kurz- und Langfassung) stehen zum Download unter
www.progenerika.de/Presse bereit.
Pressekontakt:
Bork Bretthauer
Geschäftsführer
Tel.: 030/8161609-0
info(at)progenerika.de