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Unter dem Motto "Flexibel - sicher - nachhaltig" hat am heutigen
Mittwoch der 28. Deutsche Logistik-Kongress der Bundesvereinigung
Logistik (BVL) in Berlin begonnen. Drei Tage lang werden sich die
Teilnehmer aus Industrie, Handel, den Logistikdienstleistungen und
der Wissenschaft über grundsätzliche Themen der Logistik und aktuelle
Fragestellungen austauschen. Erwartet werden Gäste aus rund 40
Ländern weltweit.
Der Vorsitzende des Vorstands der BVL, Prof. Dr.-Ing. Raimund
Klinkner, ging in seiner Eröffnungsrede auf die aktuellen
wirtschafts-, währungs- und finanzpolitischen Entwicklungen ein.
"Neben Fakten spielen derzeit Emotionen eine große Rolle", so
Klinkner. Auffällig sei, dass die Erwartungen der deutschen
Wirtschaft für die nächsten zwölf Monate insbesondere bei Industrie
und Handel schon seit einem Jahr verhaltener angegeben werden - ohne
dass die Lage sich im Zeitablauf verschlechtere. Er bezog sich dabei
auf den jedes Quartal von der Bundesvereinigung Logistik
veröffentlichten Logistik-Indikator. "Die Logistik in Deutschland
erfreute sich ein knappes Jahr lang einer besonders positiven
Konjunktur", fuhr Klinkner fort. "Diese ist nicht gebrochen, aber sie
erfordert jetzt besonders sensibles Agieren." Robuste und flexible
Lieferketten sowie Wachsamkeit gegenüber den globalen Entwicklungen
seien die richtigen Werkzeuge.
Konjunkturelle Lage und Ausblick
Die BVL sieht angesichts der Daten und Fakten keinen Grund, ihre
gemeinsam mit der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services in Nürnberg
im April veröffentlichte Prognose zu korrigieren. Der Umsatz des
Wirtschaftsbereichs Logistik dürfte sich 2011 bei 220 Milliarden Euro
bewegen. Damit wird 2011 das bisherige Rekordjahr 2008 übertreffen,
als der Umsatz bei 218 Milliarden Euro lag. Die Beschäftigtenzahl
dürfte sich bei rund 2,8 Millionen bewegen.
Für 2012 ist ein weiteres - wenn auch gedämpftes - Wachstum sowohl
beim Umsatz als auch bei den Beschäftigten wahrscheinlich. Eine
genauere Prognose ist jedoch schwierig, da die Entwicklung im
Wirtschaftsbereich Logistik gekoppelt ist an die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Szenarien zwischen 220 und 230
Milliarden Umsatz erscheinen für 2012 realistisch sowie eine weitere
Zunahme der Beschäftigtenzahl um rund 50.000.
Arbeitsmarkt: Fachkräftemangel als Erfolgsrisiko
Ein Risiko für weiteres Wachstum und unternehmerischen Erfolg, das
im derzeitigen Krisenszenario häufig wenig Beachtung findet, kommt
allerdings gerade aus dem Bereich Human Resources. Eine Umfrage unter
den Mitgliedsunternehmen der BVL im Sommer 2011 ergab folgende
Ergebnisse:
Derzeit haben 75 Prozent der im Bereich Logistik tätigen
Unternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen adäquat zu besetzen. 73
Prozent der Befragten erwarten für die Zukunft durch den
Fachkräftemangel bedingte Einbußen.
Arbeitnehmer mit praktischer Berufsausbildung werden ebenso
umworben wie Akademiker: 26 Prozent der von der BVL befragten
Unternehmen gaben an, nicht genügend Fahrer und Zusteller zu finden,
auch Fachkräfte mit kaufmännischer oder technischer Ausbildung sind
gesucht. Die Stellenangebote im höher qualifizierten Segment reichen
vom Speditionsleiter über den Lagerleiter bis hin zum Logistikleiter.
Gesucht sind Ingenieure, IT-Experten und Betriebswirte mit
Schwerpunkt Supply Chain Management. Die Bereiche Einkauf und
Produktion suchen ebenso Top-Logistiker wie die "klassischen"
Funktionen Vertrieb und Distribution. Die Unternehmen sagen selbst:
Die interessanten Karrieremöglichkeiten in der Logistik sind zu wenig
bekannt. Für junge Menschen oder Quereinsteiger stehen Tätigkeiten in
diesem Bereich häufig nicht im Fokus ihrer Überlegungen.
"Magisches Dreieck"
Raimund Klinkner stellte in der Pressekonferenz ferner den
strategischen Ansatz eines "Magischen Dreiecks" für die Logistik vor:
die Wechselwirkungen zwischen Flexibilität, Sicherheit und
Nachhaltigkeit. Wie sind Unternehmen auf ein Welthandelswachstum in
volatilen Märkten vorbereitet? Wie können sie an den steigenden
Bedarfen der BRIC-Staaten partizipieren? Wie sichern sich Unternehmen
gegen Finanzmarktkrisen ab? Welche Ressourcen werden an welcher
Stelle optimal eingesetzt? Es geht um die Vermeidung von
überflüssigen Warenströmen, die Optimierung von Tourenplänen,
bestmögliche Flächennutzung, ressourcenschonende Technologien oder
sensiblen Mitarbeitereinsatz.
Die Bewältigung immer neuer Herausforderungen - zum Beispiel durch
steigende Sicherheitsanforderungen - setze ein hohes
Qualifikationsniveau der Mitarbeiter voraus, um die
Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen,
unternehmensübergreifende Kooperationen und die insgesamt steigende
Komplexität von Prozessen zu bewältigen und dabei wirtschaftlich
erfolgreich zu sein.
"Die drei aktuellen Handlungsmaximen stehen also miteinander in
Wechselwirkung und bedürfen langfristig einer ausgewogenen
Koordination. Unternehmen und Logistikabteilungen, die konsequent
ganzheitlich an die Aufgabenstellungen herangehen, dürften regelmäßig
auf der Erfolgsspur sein", so Klinkner.
Pressekontakt:
Ulrike Grünrock-Kern
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundesvereinigung Logistik
(BVL)
Tel.: +49 /(0)421 173 8421
Mai: gruenrock-kern(at)bvl.de
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