(ots) - Nicht zu laut jubeln
Spätestens seit Kanzlerin Merkel so unangemessen über die
Erschießung Osama bin Ladens jubilierte, weiß man in Berlin: Über den
Tod eines Menschen freut man sich schon aus moralischen Gründen
besser gar nicht oder etwas leiser. Im Fall Gaddafi hat die
Bundesregierung allerdings noch weitere Gründe, nicht in übergroße
Euphorie zu verfallen.
Erstens war der Berliner Anteil am Wandel in Libyen denkbar
gering. Außenminister Westerwelle mochte seine Gründe für die
Enthaltung in der entscheidenden Sitzung des UN-Sicherheitsrats
haben, aber die Art und Weise wirkte fatal. Zweitens bedeutet
Gaddafis Tod nicht, dass sich dadurch alles zum Guten wendet, schon
gar nicht automatisch. Der Diktator hatte die rivalisierenden Stämme
unter Kontrolle. Dem Ãœbergangsrat muss das erst noch gelingen, einer
späteren Regierung erst recht. Drittens ist und bleibt es peinlich,
dass mit dem Libyer ein Herrscher vom Paulus zum Saulus erklärt
wurde. Unmittelbar vor dem arabischen Frühling war der
Revolutionsführer noch gerne gesehen. Da wirkt es merkwürdig, nun so
zu tun, als wäre er plötzlich wieder das personifizierte Böse
gewesen. Für Libyen bedeutet die Entwicklung gleichwohl eine immense
Chance. Ebenso wird sie ausstrahlen, in Syrien und Jemen steht die
Entscheidung noch aus, ob sich Volk oder Regime durchsetzen. Der
Jubel in Tripolis stärkt das Volk.
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