(ots) - Solange der Despot auf freiem Fuß war, war Libyen
nicht endgültig befreit. Das bezeugen auch die Bilder grenzenlosen
Jubels nach der Nachricht vom Tod Gaddafis. Ich glaube auch nicht,
dass der gewaltsame Tod des Tyrannen für eine Märtyrer-Legende taugt.
Er hätte auch ins Exil gehen können - der Befund bleibt der gleiche:
99 Prozent der Libyer sind einfach froh, dass die traumatisierende,
42 Jahre währende Tyrannei Gaddafis ein Ende hat. Wie auch immer.
Jetzt ist die Zeit gekommen für den Aufbau eines neuen, anderen
Libyen. Man darf in den arabischen Ländern wohl keine lupenreinen
Demokratien nach westlichem Muster erwarten. Schön wär's, aber das
Morgenland hat andere Prägungen als das christlich-jüdische
Abendland. Und auch bei uns hat's Jahrhunderte gedauert, bis sich vor
65 Jahren die Einsicht in die Notwendigkeit von Vernunft, Demokratie
und Menschenrechte durchgesetzt hatte. Für die Menschen in Libyen
aber kann es nur besser werden. Zumal das Land aufgrund des
Ölreichtums seinen sechseinhalb Millionen Einwohnern potentiell
Wohlstand verspricht.
42 Jahre Tyrannei eines einzigen Mannes. Das ist eine elend lange
Zeit. Und ein Paradox: Denn die Ära Gaddafi wird nun zur bloßen
Fußnote in den Geschichtsbüchern schrumpfen. Wurde auch Zeit.
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