(ots) - Man muss kein Mitleid haben mit Muammar Gaddafi,
schon gar keine Sympathie; er war ein brutaler und gewissenloser
Despot, verantwortlich für Terror, Mord und unendliches Leid.
Trotzdem lassen einen die wackligen Videobilder von dem verwundeten,
blutüberströmten Mann, der von einem johlenden Mob umher gestoßen,
geschlagen und letztlich wohl auch getötet wird, nicht gänzlich
unberührt. Darf ein Volk, das jahrzehntelang brutal unterdrückt
wurde, seinen verhassten Tyrannen lynchen? Die Antwort auf diese
Frage muss natürlich "Nein" lauten. Auch Despoten, die selbst die
Menschlichkeit mit Füßen treten, haben ein Anrecht auf
menschenwürdige Behandlung. Richtig ist aber auch: Muammar Gaddafi
und seine verbrecherische Clique beherrschten Libyen 42 Jahre. Seit
zwei Generationen haben die Menschen in dem Land nichts anderes
erlebt als ein System von Unterdrückung und Gewalt. Es herrschte das
Recht des Stärkeren. Kann es verwundern, dass die Menschen ihren
Unterdrücker, wenn sie ihn in die Hände bekommen, nach seinen eigenen
"Regeln" behandeln? Trotzdem: Es bleibt ein ungutes Gefühl.
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