(ots) - Ihr Ruf wird verhallen
Das ist beeindruckend: Nicht weniger als Geschichte schreiben will
die Linke mit ihrem Parteitag, wenn es nach Parteichefin Gesine
Lötzsch geht. Sie ruft zum Kampf "gegen das herrschende
Establishment" auf, und benutzt damit ein Vokabular wie die linken
Studenten Ende der 1960er-Jahre. Auf Außenstehende hat das eine
ulkige Wirkung: Die Vertreter des Kapitalismus stolpern von einer
Krisen-Baustelle zur nächsten, und irgendwo ganz hinten schreien sich
die unbeugsamen Sozialisten die Seele aus dem Leib: So geht es nicht
weiter! Schafft den Kapitalismus ab!
Dass es so nicht weitergeht, denken sicher die meisten Europäer.
Und trotzdem wird es in absehbarer Zeit keinen von der Linken
vorbereiteten Systemwechsel geben, denn die Mehrheit der Bevölkerung
hält einen kompletten Umsturz einfach nicht für notwendig. Und sollte
sich das ändern, wären die Sozialisten dafür nicht mehr der erste
Ansprechpartner.
Zwar sind sicher viele Menschen in Deutschland gegen
Auslandseinsätze der Bundeswehr und die Rente mit 67. Aber diese
tagespolitisch glaubwürdigen Programmpunkte befreien die Linke nicht
von ihrem Ruf, dem einer zerstrittenen Partei mit zu großen und
längst überholten Visionen. Sie mag "Systemwechsel!" rufen, der
Großteil der Bevölkerung wird nicht hinhören. Und wer schlicht
Protestwähler sein möchte, wählt dieser Tage die Piraten, die sind
frei von undurchschaubaren Altlasten.
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