(ots) - Kurz die Sorgen hintanstellen
Nicht nur in Tunesien machen die Menschen sich Sorgen über die
Zukunft des Landes. Schafft es den Weg in die Demokratie? Wird
Bewegung in die Wirtschaft kommen, damit vor allem die Jüngeren
wieder eine Perspektive haben? Und: Wie groß wird der Einfluss
konservativer Muslime auf den Alltag auch westlich geprägter Tunesier
sein?
Verständliche Fragen. Die Euphorie des Aufbruchs in Tunesien ist
schon längst der Erkenntnis gewichen, dass der Sturz des ungeliebten
Machthabers Ben Ali allein nicht ausreicht. Er hat eine Lücke
hinterlassen, die gefüllt werden muss, und zwar mit etwas Neuem,
Besserem, mit etwas, das die Hoffnungen möglichst vieler erfüllt.
Diese Sorgen muss und wird man im Blick behalten, hier, wo der
arabische Frühling begann, ebenso wie in den Ländern, wo er
fortgesetzt wurde.
Aber gleichzeitig ist dies genau der richtige Zeitpunkt, um die
Sorgen einmal kurz hintanzustellen. Und zu würdigen, was gerade
stattgefunden hat: Dies waren die ersten freien Wahlen in der
Geschichte Tunesiens. Die Menschen durften unter einer Vielzahl von
politischen Gruppierungen die auswählen, der sie die Neugestaltung
des Landes anvertrauen wollen. Und sie sind in Scharen in die
Wahllokale geströmt, sie wollten die Freiheit genießen, die sie sich
erkämpft haben. Ein gutes Zeichen. Und dass die Gesellschaft offen
streitet über die Frage, ob die religiös geprägte Ennahdha-Bewegung
gut oder schlecht ist für das Land: Auch das ist Demokratie.
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