(ots) - Voll gegen die Wand
Argentinien wählte 2001 einen anderen Weg als Griechenland heute:
Statt auf Sparprogramme zu setzen und sich an den Tropf der Gläubiger
zu hängen, ließen die Politiker das Land per Staatsinsolvenz bewusst
voll gegen die Wand fahren. Soziale Unruhen infolge
zusammenbrechender Existenzen nahmen sie in Kauf.
Zehn Jahre später ist die Entwicklung des Landes auf den ersten
Blick eine Erfolgsgeschichte: Staatlich verordnete
Konjunkturprogramme förderten das Wachstum, die drastisch abgewertete
Währung den Export. Millionen neue Arbeitsplätze, Einführung des
Kindergeldes: Viele Argentinier, die 2001 unverschuldet in die Armut
abrutschten, feiern Cristina Kirchner nun als Heilsbringerin.
Fakt ist aber, dass der Präsidentin die schwerste Prüfung erst
noch bevorsteht: Um das Wachstum zu festigen, muss sie das Land vom
Rohstoff-Lieferanten zum Produzenten hochwertigerer Güter umbauen.
Der Spielraum für nötige Investitionen wird aber enger, nicht nur
wegen der grassierenden Inflation. Auch, weil mögliche Geldgeber
nicht vergessen haben, dass sich das Land 2001 nur mit einem
Schuldenschnitt von 60 Prozent das Ãœberleben gesichert hatte und
etliche Forderungen immer noch nicht beglichen sind. Vom wichtigsten
Gut im internationalen Geschäft, dem Vertrauen, hat Argentinien nach
wie vor nicht allzu viel zu bieten.
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