(ots) - Zu kurz gegriffen
Die Diskussion über das Wachstum der Weltbevölkerung wird oft sehr
einseitig geführt. Es wird der Eindruck vermittelt, als würde alles
gut, wenn man in den armen Ländern aufhörte, sich zu reproduzieren,
und wir uns wieder stärker vermehrten. Die vielen Probleme dieser
Welt werden auf Aspekte der Bevölkerungsentwicklung verengt - das ist
aber viel zu kurz gegriffen.
So ist die weltweite Lebensmittelkrise auf die hemmungslose
Ausweitung der für die Produktion von Bioethanol vorgesehenen Flächen
zurückzuführen, nicht etwa auf das afrikanische Bevölkerungswachstum.
Trotzdem wird reflexartig vor allem nach Maßnahmen zur Eindämmung der
Geburtenrate in armen Ländern gerufen. Die logische Konsequenz,
nämlich die bessere Nutzung der Ressourcen und eine gerechtere
Verteilung, spielt weiterhin nur eine nachgeordnete Rolle.
Der Familienbericht der Bundesregierung aber macht Hoffnung: Denn
die Bürger werden sich offenbar mehr und mehr der negativen
Auswirkungen einer nur auf Gewinn und Wirtschaftswachstum
ausgerichteten Politik bewusst. Bei ihnen liegt der Wunsch nach mehr
Zeit für die Familie inzwischen weit vor dem nach mehr Geld.
Hoffentlich dringt diese Erkenntnis auch zu den politisch
Handelnden vor. Dann können wir uns über den achtmilliardsten
Erdenbürger vielleicht endlich freuen - ganz egal, in welchem Teil
der Erde er das Licht der Welt erblickt.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207