(ots) - Der Wind weht hierzulande meist von Westen. Dort, im
Westen, stehen die belgischen Kernkraftwerke Tihange und Doel, sieben
betagte Druckwasser-Reaktoren. Die ältesten sind fast 40 Jahre alt
und haben so manchen Störfall hinter sich. Deswegen ist es eine gute
Nachricht, dass unsere Nachbarn nun ein betagtes Gesetz zum Abschied
von der Atom-Technik aus der Schublade hervorgeholt haben.
Atompolitik nach dem Motto "rein in die Kartoffeln, raus aus den
Kartoffeln" ist kein deutsches Privileg. Von der Nachricht zum Faktum
ist freilich ein langer Weg. In Belgien kommt mehr als die Hälfte des
Stroms aus AKW, der Anteil am Gesamtverbrauch ist fast zweieinhalb
mal so hoch wie in Deutschland. Die neue Regierung hat die gute
Absicht an Voraussetzungen geknüpft. Alternative Versorgung soll
sichergestellt, ein starker Anstieg der Preise ausgeschlossen werden.
Das kann dauern. Nach dem alten Szenario sollten die ältesten Blöcke
2015 abgeschaltet werden. Doch 2009 spendierte der damalige Premier
Van Rompuy zehn Jahre mehr. Der neue Beschluss besagt nur, dass man
nicht bis 2025 warten will. Will sagen: Bis es soweit ist, wird noch
viel Wind von Westen kommen.
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