(ots) - Schwindende Macht Amerikas
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, diesen Spruch Michail
Gorbatschows mag man kaum mehr hören, so abgedroschen ist er. Einen
gewissen Reiz gewinnt er aber, wenn, wie im vorliegenden Fall, nicht
das verbohrte Regime eines Unrechtsstaates in der Kritik steht.
Sondern die doch eigentlich so freiheitsliebenden und
demokratiebewegten Amerikaner und Deutschen.
Die USA drehen der UNESCO den Geldhahn zu, weil Palästina
aufgenommen wurde. Das hatten sie vorher angekündigt, trotzdem
stimmte die weit überwiegende Mehrheit der UNESCO-Mitgliedsländer für
die volle Aufnahme. Auch gegen das Votum Deutschlands. Das kann man
als Zivilcourage auf globaler Ebene betrachten. Und es belegt, wie
einsam es langsam um den Westen mit seinem zögerlichen Eintreten für
die Palästinenser wird.
Die Abstimmung zeigt konkret, wie stark die amerikanische Macht
momentan schwindet. Die arabischen Staaten ließen sich durch
Diplomatie und Drohungen nicht mehr von der Unterstützung Palästinas
abbringen. Sogar Frankreich sprach sich für die Aufnahme des nach
voller Selbstständigkeit strebenden Kleinstaates aus; die Briten
enthielten sich. Israel und seine Partner müssen deshalb einsehen,
dass es in diesem Konflikt nicht mehr länger gelingen wird, die Zeit
anzuhalten. Wer es versucht, und sei der Spruch noch so abgedroschen,
wird schon bald vom Leben bestraft werden.
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