(ots) - Argumente sammeln wie Sandkastenförmchen
Wäre Angela Merkel ein Kindergartenkind und Sigmar Gabriel ihr
Sandkastenspielkamerad, man wollte dieser Tage nicht in der Haut der
Erzieherin oder des Erziehers stecken. Mit Unbehagen erblickte der
Betrachter in diesem Szenario, wie die kleine Angela ein Förmchen
nach dem anderen in ihrer Ecke hortet, während Sigmars Stapel rasant
schrumpft. Und schon sähe man die unvermeidliche Rauferei
heraufziehen: Wem gehören sie denn nun, die bunten Plastik-Formen?
Und: Wer hatte sie zuerst?
Wehrpflicht-Ende, Atomausstieg, Frauenquote, nun Mindestlohn: Die
CDU packt eifrig Themen in ihre Ecke, die über viele Jahre quasi am
linken Sandkastenrand lagen. Die Ãœberraschung: Eine lautstarke
Keilerei blieb bislang aus, es herrscht eine Art Förmchen-Frieden.
Dass dies auf die Wiederbelebung der Großen Koalition einstimmen
soll, liegt nahe: Auffällig plump wurde der lädierte
Koalitionspartner FDP beim Mindestlohn-Vorstoß übergangen. Und:
Merkel ist offensichtlich der Meinung, dass das soziale Profil der
SPD auch ihr ganz gut steht.
Sie wird es für den Wahlkampf 2013 brauchen können, denn vor
lauter Euro-Rettung und Hebel-Hydraulik sind alltägliche Belange der
Menschen politisch ins Hintertreffen geraten: Wer schert sich schon
um den kleinen Stundenlohn, wenn das große Europa gerade zerbricht?
Merkel muss davon ausgehen, dass die Milliardenhilfen für
angeschlagene EU-Staaten einst gegen Niedriglöhne aufgerechnet
werden. Deshalb sammelt sie Argumente wie Sandkastenförmchen. Je
höher ihr Stapel, desto besser.
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