(ots) - Für seinen Mut gebührt ihm Respekt
Gerade noch hat sich Europa auf eine Atempause gefreut, da stellt
der griechische Premier Giorgos Papandreou die Einigung des jüngsten
Gipfels spektakulär infrage. Genauer: Er stellt sie zur Abstimmung.
Das hellenische Volk soll selbst entscheiden, ob es den von den
Staats- und Regierungschefs beschlossenen Weg gehen will.
Mit seiner Ankündigung brüskiert Papandreou die internationale
Politik. Und doch handelt er richtig. Die gesamte Euro- und
Bankenrettung krankt bisher an einem Defizit an Demokratie. Denk- und
Sprechverbote prägten eine Zeit lang auch in Deutschland die Debatte.
Nun wirbt der Premier um die stärkste Legitimierung, die es für ein
Vorhaben der gegenwärtigen Tragweite geben kann.
Für diesen Mut gebührt Papandreou Respekt. Er zeigt ihn spät, aber
das hat Gründe: Erst seit Kurzem liegen die Alternativen klar auf dem
Tisch. Entweder wählen die Griechen einen harten Sparkurs, der auf
der anderen Seite Milliardenhilfen des Auslands und den wichtigen
Schuldenschnitt bedeutet. Oder aber, ja, was überhaupt?
Es drohen Chaos, Pleite, der Sturz aus der Eurozone, ausbleibende
Gehälter, ausfallende Renten. Vor diesem Hintergrund ist es nicht
unwahrscheinlich, dass die Griechen den beschlossenen Kurs
mehrheitlich stützen. Geschieht das, hat Papandreou ein politisches
Meisterstück abgeliefert. Scheitert er, droht den Griechen Schlimmes,
aber dann hätten sie es wenigstens so gewollt.
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