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Banken - Was nun? November-Kolumne von Hans Stoter, Global Head of Credit Investments&Lead Portfolio Manager Global High Yield

ID: 511743

(ots) -
November-Kolumne von Hans Stoter, Global Head of Credit
Investments & Lead Portfolio Manager Global High Yield

Die ungelöste Griechenlandkrise bestimmt weiterhin die
Schlagzeilen. Das Augenmerk vieler Investoren und Entscheidungsträger
richtet sich daher zunehmend auf den globalen Bankensektor. Wie stark
sind Banken in angeschlagenen Ländern engagiert? Wie ist es um ihre
finanzielle Leistungsfähigkeit bestellt? Können sie eine Staatspleite
Griechenlands - oder noch Schlimmeres - verkraften? Haben sie aus der
Krise von 2008 gelernt? Das sind wichtige Fragen, nicht nur zur
Bewertung möglicher systemischer Risiken, sondern auch, um
einzuschätzen, ob die Banken durch Bereitstellung günstiger Kredite
an Unternehmen und Verbraucher noch ihre Funktion als "Schmierstoff"
der Wirtschaft erfüllen können. Um die mögliche Gefahr einer globalen
Bankenkrise beurteilen zu können, müssen wir uns die Bilanzen und
potenziellen zusätzlichen Finanzierungsquellen der Banken genauer
anschauen.

Im Prinzip sehen sich die Banken zwei großen Problemen gegenüber:
1. Exponierung gegenüber Schuldnerländern und 2. Verfügbarkeit von
Finanzierungsmitteln. Die Exponierung gegenüber angeschlagenen
Schuldnerländern kann direkt oder indirekt über andere Banken mit
großen Anleihebeständen von Wackelkandidaten in ihren Büchern
erfolgen. Hier sind unter Umständen massive Wertberichtigungen
erforderlich. Zusätzlich droht eine Rezession und damit das Risiko
steigender Zahlungsausfälle bei Unternehmens- und
Konsumentenkrediten.

Seine engen und komplexen Wechselbeziehungen lassen das
Bankensystem wie ein Kartenhaus erscheinen: Fällt eine Bank, so
können alle fallen. Die mangelnde Transparenz im Hinblick darauf, wer
eigentlich in welchem Umfang Staatsanleihen angeschlagener
Schuldnerländer in seinen Büchern hält, leitet direkt zum Problem Nr.




2 über: der Verfügbarkeit von Finanzierungsmitteln. Solche Mittel
sind heutzutage ein knappes Gut, denn an den Kapitalmärkten können
keine erstrangigen Schuldtitel mehr aufgenommen werden; Finanzierung
steht nur noch in Form von Covered Bonds (erstrangige gedeckte
Schuldverschreibungen) zur Verfügung. Interbankeneinlagen werden
zunehmend teurer, wenn sie überhaupt noch zur Verfügung stehen. Auch
die Kosten für Retail-Einlagen steigen. Die EZB ist sich dieses
Problems zwar bewusst und stellt Banken erforderlichenfalls
Liquidität zur Verfügung, aber auch das hat seinen Preis.

Diese Situation belastet die Erfolgsrechnung der Banken, die zudem
von den höheren Refinanzierungskosten und den strengeren
Anforderungen an die Risikovorsorge ausgehöhlt wird. Auch die
Eigenkapitalbasis der Banken gerät unter Druck. Seitdem Regierungen
in den Jahren 2008 und 2009 diversen Banken aus der Bedrängnis helfen
mussten, stehen die Kreditinstitute unter zunehmendem Druck, ihre
Kapitalausstattung zu erhöhen, um bei künftigen Krisen besser
gewappnet zu sein.

Was wir allerdings im bisherigen Jahresverlauf beobachten konnten,
sind der Kapitalverzehr durch Abschreibungen auf Staatsanleihen und
hinter den Erwartungen zurückbleibende Gewinnrücklagen. Da der Weg an
die Kapitalmärkte zur Emission neuen Aktienkapitals oder nachrangiger
Schuldtitel nicht mehr offen steht, bleiben Banken nur einige wenige
Optionen, um die strikteren aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalvorgaben
zu erfüllen.

Die Inanspruchnahme staatlicher Kapitalhilfen wird bei den
Geschäftsführungen der Banken auf wenig Gegenliebe stoßen. Die Banken
haben gerade erst die 2008/2009 geleistete Hilfe zurückgezahlt und
wollen nicht erneut durch negative Schlagzeilen im öffentlichen
Rampenlicht stehen. Auch politische Einflussnahme auf die Führung der
Banken und die Ausgestaltung ihrer Vergütungsstrukturen würde man
lieber vermeiden. Stattdessen erwarten wir folgende Schritte von den
Banken: Reduzierung der Kreditvergabetätigkeit, Erhöhung der
Kreditmargen, Kostensenkung, "De-Risking" der Bilanzen und Lenkung
der Kunden hin zu den Anleihekapitalmärkten.

Im Ergebnis bedeutet das, dass die Banken ihre Rolle als
"Schmierstoff" der Wirtschaft nicht mehr optimal wahrnehmen.
Betroffen sind in erster Linie kleine und mittlere Unternehmen sowie
Verbraucher. Größere Unternehmen mit Zugang zu den
Anleihekapitalmärkten sind weitaus weniger betroffen, da sie sich
über die Anleiheemissionen finanzieren können. Das gilt allerdings
mit der Einschränkung, dass bei der gegenwärtigen Marktvolatilität
nur die leistungsfähigsten Großunternehmen Neuemissionen auflegen
können.

Aufgrund der anhaltend lockeren Geldpolitik ist Fremdkapital
günstig, steht aber nur größeren Unternehmen zur Verfügung. Diese
Unternehmen können auch im derzeit schwierigen wirtschaftlichen
Umfeld gut abschneiden. Eines sollte man allerdings nicht erwarten:
dass die Banken durch billige Kredite an KMU und Verbraucher die
Konjunktur ankurbeln. Das entspricht nicht ihrer Interessenlage.

Am wirksamsten ließe sich die Wirtschaft derzeit durch
Konjunkturförderprogramme wie Steuererleichterungen, Zuschüsse und
staatliche Investitionsprogramme in Schwung bringen. Dennoch setzen
die Regierungen auf einen Sparkurs anstatt einer gezielten
Ausgabenpolitik. Das Ergebnis sind trübe Aussichten für die
Gesamtwirtschaft: ein Wirtschaftswachstum von nahezu null, bis die
schuldenfinanzierte Wirtschaftsblase gänzlich in sich
zusammengefallen ist. In diesem "japanähnlichen" Umfeld gibt es nur
wenige Anlagechancen, darunter beispielsweise Unternehmensanleihen.
Zur Illustration: Die Spreads japanischer Unternehmensanleihen sind
weltweit die niedrigsten!



Pressekontakt:
Birgit Stocker
-Head of PR D/A/CH-
ING Investment Management
Westhafenplatz 1
60327 Frankfurt am Main, Germany
T +49 69 50 95 49-15, F +49 69 50 95 49-31
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Datum: 02.11.2011 - 13:19 Uhr
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