Es gibt unterhaltende Literatur. Aber auch die andere Literatur, die behauptet: Literatur ist kritisch. Literatur kommt von Querdenkern. Literatur ist unbequem.
(firmenpresse) - Darüber ist man sich einig: Literatur gibt sich nicht mit der Oberfläche zufrieden, sondern hinterfragt. Literatur bricht Tabus.
Tatsächlich? Fragt Literatur wirklich danach, wie Menschen und Gesellschaft sich im Großen entwickeln? Oder herrschen auch in der Literatur Tabus, die kein Autor ungestraft bricht? Zu brechen wagt?
Ein Beispiel: Der Untergang unserer Kultur. Könnte es nicht sein, dass wir mit unseren kulturellen Errungenschaften eines Tages, vielleicht sogar bald, von unserem Planeten verschwunden sind? Gibt es nicht reichlich Anzeichen dafür? Nicht allein Pisa lässt im "Volk der Dichter und Denker" - und international - grüßen. Trotz zunehmenden weltweiten Wissens verdummen die Menschen - ja, sie werden verdummt. Es lebe die Spaßgesellschaft: von ihr bis zur diktatorischen Vereinnahmung der gleichgeformten Menschen ist es nur ein kurzer Weg.
Tatsächlich setzen wir uns nur ungern mit solchen Gedanken auseinander und verdrängen sie lieber. Das geflügelte Wort "Untergang des Abendlandes", entstanden in Anlehnung an den Titel des kulturphilosophischen Werks von Oswald Spengler, wird heute doch am liebsten spöttisch gebraucht. Sollte der Gedanke überhaupt angesprochen werden, so macht man sich lustig über die Vorstellung, unsere Kultur, die dank Coca Cola und Co. die ganze Welt umspannt, könnte jemals von der Bildfläche verschwinden.
Was sagt die seriöse Literatur dazu. Setzt sie sich damit auseinander? Mit Teilaspekten sicherlich: Verarmung, Überalterung, soziale Konflikte, Kriege ... Aber der Kern wird damit wohl kaum getroffen. Wer wagt zu sagen: Mit uns geht es zu Ende. Vielleicht werden Philosophien, vielleicht religiöse Gruppen überleben, wie es ja auch beim Zusammenbruch der Antike der Fall war, aber das meiste ist dem Untergang geweiht.
Vielleicht auch die Literatur.
Schriftsteller
Christian von Kamp: reichin[at]aol.com
Christian von Kamp: reichin[at]aol.com