(ots) -
Ungarische Zöllner haben an der Grenze zu Rumänien am Wochenende
einen LKW mit rund zehntausend frisch geschossenen Singvögeln
gestoppt. Wie das Bonner Komitee gegen den Vogelmord mitteilt,
handelt es sich dabei vor allem um in Deutschland bedrohte
Feldlerchen, die bei italienischen Gourmets als Delikatesse hoch
begehrt sind.
Aufmerksamen Zollinspektoren war aufgefallen, dass einige Kartons
in dem rumänischen Kühlwagen anders aussahen, als die übrigen mit
Fleisch- und Wurstwaren. "Darauf wurde die Ladung detailliert
kontrolliert", berichtet Kommissarin Linda Jásza von der Polizei in
Nagylak. Bei der Kontrolle dann der grausige Fund: Kistenweise tote
Singvögel, verpackt in Plastiktüten, die alle fein säuberlich
beschriftet worden waren. Insgesamt enthielten die Kartons mehr als
9.000 Feldlerchen sowie Hunderte Blaukehlchen, Stieglitze,
Wacholderdrosseln, Misteldrosseln, Rohrammern und Bachstelzen. Nach
Einschätzung eines Sachverständigen wurden die Tiere vor wenigen
Tagen mit Schrotgewehren abgeschossen.
"Wir gratulieren den Ungarischen Behörden zu diesem Erfolg im
Kampf gegen die Wilderei", so Axel Hirschfeld, Sprecher des Komitees
gegen den Vogelmord. Der Vogelschützer geht davon aus, dass die Vögel
auf ihrem Zug ins Winterquartier gezielt auf dem Balkan abgeschossen
wurden, um sie in Italien an Restaurantbesitzer und Feinkostläden zu
verkaufen. Der Handel mit geschossenen Lerchen und anderen Singvögeln
ist in Italien ein Millionengeschäft, das jedes Jahr Hunderttausenden
Singvögeln das Leben kostet. Jedes Jahr beschlagnahmt die
italienische Forstpolizei Tausende gewilderte Vögel in Restaurants
und Wildhandlungen, darunter auch immer wieder aus dem Balkan
eingeschmuggelte Zugvogel-Lieferungen.
Der Schaden, der durch den illegalen Handel in der Natur entsteht
ist enorm. "Allein in diesem LKW befanden sich in etwa soviel
Feldlerchen, wie im gesamten Saarland noch brüten", so Hirschfeld.
Die Bestände dieses Charaktervogels unserer Agrarlandschaft haben in
Mitteleuropa in den letzten 30 Jahren um rund die Hälfte abgenommen.
Die Art steht in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten
Tier- und Pflanzenarten und wird mit großem Aufwand, wie zum Beispiel
der Schaffung so genannter "Lerchenfenster", geschützt.
Der Gesamtwert der in Nagylak beschlagnahmten Schmuggelware wird
von der Polizei auf etwa eine Milliarde Forinth (ca. 333.000 Euro)
geschätzt. Gegen den Fahrer wurde ein Strafverfahren eingeleitet.
Pressekontakt:
V.i.S.d.P. und Kontakt für weitere Informationen: Komitee gegen den
Vogelmord e.V., Dipl.-Biol. Axel Hirschfeld, An der Ziegelei 8, 53127
Bonn, Tel. 0228-665521 oder 01794803805