Deutschland ist zurück! Angetreten mit einer „Jetzt-Erst-Recht-Mentalität“ (Sperre Jogi Löw) gelang der DFB-Elf am gestrigen Abend ein grandioser 3:2-Sieg gegen die Portugiesen im Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft 2008.
(firmenpresse) - Eine Zitterpartie bis zur letzten Sekunde des insgesamt 94-minütigen Spiels. Leidenschaftlich, kreativ und vom Trainer-Stab taktisch brillant gelöst erzielten Schweinsteiger (22.), Klose (26.) und Michael Ballack (61.) die entscheidenden Treffer für den Einzug ins Halbfinale der „EURO 2008“.
«Wir sind unter den Top Vier, das ist sensationell. Wir haben die beste Mannschaft aus dem Turnier gekegelt und heute auch für den Trainer gespielt», sagte Schweinsteiger, der nach Vorlage von Podolski in der 22. Minute den ersten Führungstreffer für Deutschland holte. «Heute hat man gesehen, was in der Mannschaft steckt», freute sich Kapitän Ballack. Für Lahm war das Erfolgsrezept, dass die Mannschaft «an sich geglaubt» habe. Franz Beckenbauer machte Mut: «Wenn wir das durchhalten, ist das Endspiel sicher drin.»
Der gesperrte Löw hatte unmittelbar nach der Ankunft der Mannschaft am Stadion das Kommando an seinen Assistenten Hansi Flick abtreten müssen. Sein Platz in einer VIP-Loge, weit entfernt von seinen Schützlingen, kaum zu sehen hinter dickem Glas wirkte streckenweise ergreifend, als wolle er sagen: "Ihr seid nicht allein - Ich bin jetzt hier oben aber ich bin auch bei Euch da unten, ... mitten auf dem Feld."
Einfach herrlich diese im Nachhinein völlig unkalkulierte Symbolik. Was geschah ist geschehen und hatte am Ende wahrscheinlich sogar mehr Nutzen als Schaden. Und so muss man sich wohl ernsthaft fragen, Was wäre wenn? Könnte denn nicht ein kleiner Funke vom Schwerte dieser Ideale, vom Tau dieses Zusammenhalts, vom Glanze dieser Brüderlichkeit sich still und leise hinüberretten in eine Welt fern der Mauern dieses Stadions?
Das Spiel ist aus und keiner geht vom Platz. „Deutschland ist Europameister und Alle, wirklich Alle liegen sich in den Armen“ (:-)), fliegt es uns tagtäglich aus der Werbung um die Ohren. Ist dies denn zu viel der Hoffnung?
Podolski jedenfalls macht schon mal den Animateur und wirft am Ende sogar noch seine schweißgetränkte Fußballhose in die Menge der jubelnden Fans, die daraufhin völlig ausrasten. Wer sollte uns jetzt noch stoppen?
Was man derzeit sieht ist das was Fußball-Funktionäre wohl am liebsten sehen: Einheit und Entschlossenheit! Vielleicht d-i-e Einheit die solch ein Turnier braucht um den Platz auch nach künftigen Begegnungen als Sieger zu verlassen. Heute jedenfalls hat jeder für jeden gekämpft, Jeder ist für jeden gelaufen und hat sprichwörtlich das Letzte aus sich herausgeholt. Es sind die „deutschen Tugenden die uns weiterbringen“ (Bastian Schweinsteiger im Interview direkt nach dem Spiel). Günter Netzer im ARD-Studio greift diese Pointe dankend auf: „Von deutsche Tugenden haben wir Deutschen am meisten, damit verbreiten wir Angst und Schrecken“. (;-) .... (Jetzt bloß nix Falsches denken!)
Jedenfalls darf man gespannt sein, was heute in 6 Tagen von all dieser Euphorie noch übrig ist. Der Gegner im Halbfinale kommenden Mittwoch heißt Türkei oder Kroatien. Gegen letztere Mannschaft hatten die Deutschen vor ein paar Tagen ziemlich schlecht ausgesehen.