(ots) - Bewährungsprobe für den Chef
Wie ein Fluch klebt der Satz an Philipp Rösler: Ab heute wird
geliefert, versprach er bei seiner Wahl zum FDP-Chef im Mai. Was dann
eintraf, riss die Liberalen nur noch tiefer ins Elend. Aufgewärmtes
Steuerallerlei, halb gare Europa-Thesen und ungenießbare
Personalentscheidungen: Rösler wurde gewogen und von vielen als zu
leicht befunden.
Allein die Tatsache, dass der junge Held antrat, Unrettbares zu
retten, bewahrt ihn vor der Demontage durch die eigenen Leute. Wer
will schon Chef einer schwächelnden Bewegung sein, die im neuen
Viel-Parteien-System als Mehrheitsbeschaffer nicht mehr nötig ist?
Die FDP wirkt wie aus der Zeit gefallen, wie ein Anachronismus: Sie
predigte die freie Entfaltung der Märkte und den weitestgehenden
Rückzug des Staates auch dann noch, als die Weitsichtigen in der
Politik erste Ketten für die Unersättlichen der Finanzwelt
schmiedeten.
Spott bei Rot-Grün, Enttäuschung (noch hinter vorgehaltener Hand)
bei der Union, Entsetzen in den eigenen Reihen, bei der FDP ist es
fast wieder wie zu Guido Westerwelles schlechtesten Zeiten. Der
Parteitag heute, als Fest der Erneuerung gedacht, wird für Rösler zur
Bewährungsprobe. Immer neue Hiobsbotschaften aus den
Umfrageinstituten verschärfen die instabile Lage. Nur auf die
Parteirebellen ist Verlass: Der schleswig-holsteinische
Partei-Zerstörer Wolfgang Kubicki und Euro-Rebell Frank Schäffler
liefern, liefern, liefern. Es dient ihrem Ego, nicht aber der FDP.
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