(ots) - Schwere Hypothek
Welch blamables Ende: Nach dem Rücktritt als Regierungschef
schlich sich Silvio Berlusconi durch die Hintertür aus dem
Präsidentenpalast. Tausende bejubelten auf den Straßen die Nachricht
von seinem Abgang. Demonstranten verspotteten ihn als Hanswurst. Doch
trotz aller berechtigten Freude über das Ende der ruhmlosen Ära
Berlusconi - die Lage ist zu ernst, um ausgiebig zu feiern. Denn der
gescheiterte Populist hinterlässt ein überschuldetes Land.
Auf 1,9 Billionen Euro sind die Staatsschulden explodiert. Das
entspricht 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, doppelt so
viel wie nach EU-Kriterien erlaubt. Das hat bittere Folgen. Die
Zinsen, die Italien Geldgebern zahlen muss, sind auf Rekordwerte
gestiegen - eine schwere Hypothek, da binnen Jahresfrist 320
Milliarden Euro an neuen Anleihen aufgenommen werden müssen.
Aber immerhin: Ein Anfang zur Lösung der Krise ist gemacht und das
Reformpaket gebilligt. Zudem übernimmt mit Mario Monti ein
ausgewiesener Wirtschaftsexperte das Ruder, der als EU-Kommissar
bewiesen hat, dass er keinem Konflikt aus dem Weg geht. "Super-Mario"
wird nicht zögern, unbequeme Maßnahmen einzuleiten. Fraglich ist
aber, ob es im Parlament auf Dauer Mehrheiten für den Sanierungskurs
geben wird. Zweifel daran sind angesichts höchst unterschiedlicher
Interessen nur allzu berechtigt.
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