(ots) - Schwacher Trost
Ihre Wiederbelebung hatte sich die FDP von Notarzt Philipp Rösler
erhofft. Das ist nicht gelungen. Sosehr der neue Vorsitzende das
verzagte Parteivolk auf dem Frankfurter Parteitag umschmeichelt und
aufzurichten sucht, seine Therapie schlägt nicht an: Keine Tränen
mehr, Taschentücher wegstecken und nach vorne gucken, solch schwacher
Trost reicht nicht beim Patienten FDP.
Es kann so nicht weitergehen, sagt Rösler selbst über seine ersten
sechs Amtsmonate. Wie es weitergehen soll, sagt er nicht. Den
Befreiungsschlag hat er vertagt auf Januar. Bis Mitte Dezember führen
so die Anti-Europa-Rebellen Regie, die derzeit die Basis über
Rauswurf-Thesen abstimmen lassen. Rösler hat es versäumt, sie
inhaltlich zu stellen. Ein Fehler.
Wie man kämpft, zeigt ein anderer: Außenminister Guido
Westerwelle. Am Vorstandstisch ist dem im Mai geschassten Chef der
Platz ganz außen zugewiesen, als wollte man ihn vom Podium kippen.
Als der Gedemütigte dann spricht, routiniert alle Register zieht und
mit Leidenschaft die europäische Idee beschwört, fährt Leben in die
Liberalen, zündet der erhoffte Funke.
Fast doppelt so lang ist der Beifall für Westerwelle wie der für
Rösler. Das ist ein Signal in der merkwürdigen Polit-Welt, in der
beim Applaus die Uhr läuft. Es ist ein Warnsignal: Die Partei sucht
Kraft in der Vergangenheit - aus Röslers Frühlingsanfang ist grauer
Herbst geworden.
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