(ots) - Das rechte Auge
Das passt ja: Am selben Wochenende, an dem die blutige Spur der
Neonazi-Zelle offenbar wird, wählt die NPD einen neuen
Bundesvorsitzenden. Holger Apfel will auf "seriösen Radikalismus"
setzen.
Mehr als zehn Jahre legte ein mordender Trupp solches Gerede auf
seine Weise aus, raubte reihenweise Banken aus und erschoss
offenkundig wahllos Männer ausländischer Herkunft. Weder Gesellschaft
noch Ermittler zogen Fremdenhass als Motiv in Betracht, stattdessen
wurde den Opfern Drogenhandel unterstellt oder von milieutypischem
Schutzgeldstreit fabuliert.
Ist das nur Zufall? Auch war das Terror-Trio bereits im Visier der
Polizei, bevor es für viele Jahre mitten in Deutschland mit neuen
Papieren abtauchen konnte. Wäre dies islamistischen oder
linksradikalen Tätern auch möglich gewesen?
Viele Fragen, die eines zeigen: Ein NPD-Verbot ist nicht der
entscheidende Punkt. Stattdessen bedarf es eines hohen
Ermittlungsdrucks gegen die rechte Szene und ihre Waffennarren. Noch
wichtiger ist ein Klima, das Sensibilität gegenüber alltäglicher
Fremdenfeindlichkeit nicht als Gutmenschentum verhöhnt, sondern
Gefahren benennt und Vorurteile vermeidet. Schon die Bezeichnung
"Döner-Morde" ist nicht von Respekt geprägt. Auch zeigen, Stichwort
Sarrazin, die permanent laufenden "Das wird man doch noch sagen
dürfen"-Debatten, dass das rechte Auge in Deutschland nicht immer
genau hinsieht.
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