(ots) - Der nächste Schritt
Dem eigenen Trauma ins Gesicht sehen: Um nichts Geringeres ging es
gestern für Überlebende und Hinterbliebene des 22. Juli. Auch wenn
viele von ihnen den Namen des Attentäters aus Prinzip nicht
aussprechen, er ist jetzt ein Teil ihres Lebens. Um damit
abzuschließen, sind noch zu viele Fragen offen, sind die Wunden noch
zu wenig verheilt. Überlebende, die zum ersten öffentlichen
Haftprüfungstermin von Anders Behring Breivik kamen, wollten es
selbst sehen: Er hat keine Macht mehr. Diese Erkenntnis soll ihnen
helfen, sich wieder sicher zu fühlen. Denn genau das ist es, was
ihnen seit jenem Tag fehlt.
Angesichts der traumatisierenden Wirkung der grausamen Taten auf
das ganze Land ist das große Interesse an diesem Gerichtstermin
verständlich. Die Menschen suchen nach Antworten. Die erwarten sie
sicher nicht vom Angeklagten. Aber die nun gezeigte Souveränität der
norwegischen Justiz im Umgang mit dem beispiellosen Fall kann helfen.
Die Konsequenz des Richters, der Breivik daran hinderte, sich direkt
an seine Opfer zu wenden: Das ist ein greifbares Element im Umgang
mit dem Unbegreiflichen. Dies zu erleben, zu sehen, dass es
vorwärtsgeht, und zu wissen, dass der Prozess im April anfangen und
im Sommer vorbei sein wird, gehört zur Verarbeitung des Erlebten. Für
die einzelnen Opfer. Und für die Norweger insgesamt.
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