(ots) - Nachdem in den Sommermonaten auffallend viele tote
Amseln gefunden wurden, die das in Deutschland bisher unbekannte
Usutu-Virus in sich trugen, rechnet der NABU nun mit einem Abklingen
der Epidemie. "Zumindest für dieses Jahr dürfte das Amselsterben ein
Ende haben", sagte NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow. Überträger
der aus Afrika stammenden Krankheit seien ausschließlich Stechmücken.
"Solange uns der Herbst noch milde Temperaturen bescherte, musste
daher mit weiteren Fällen gerechnet werden. Doch mit dem Einzug
winterlicher Kälte sind kaum noch Stechmücken unterwegs, die Vögel
infizieren könnten", so Nipkow.
Aufmerksame Vogelfreunde hatten dem NABU mehr als 700 tote Amseln
mit Verdacht auf eine Usutu-Infektion gemeldet. Die meisten Funde
stammten aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen. Etliche
der toten Vögel wurden zur veterinärmedizinischen Untersuchung an das
Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg geschickt. In rund 60 Prozent der
Fälle konnten die Erreger nachgewiesen werden, die in Europa erstmals
vor zehn Jahren in Wien auftraten. Damals starben auch dort
hauptsächlich Amseln. Das nach einem Fluss im südlichen Afrika
benannte Usutu-Virus ist für Menschen weitgehend harmlos, betroffen
sind vor allem Vögel. "Bei den meisten Arten verläuft die Krankheit
ohne äußere Symptome. Infizierte Amseln zeigen jedoch struppiges
Gefieder im Hals- und Kopfbereich, oft mit heller Verfärbung,
apathisches Verhalten und Bewegungsstörungen", erklärt Nipkow. Wie
viele der Vögel auch daran sterben, sei bisher unbekannt.
Der NABU wird die weitere Entwicklung im Auge behalten, denn mit
Usutu-Infektionen sei auch im kommenden Jahr zu rechnen. In
Österreich und anderen Ländern hat sich gezeigt, dass innerhalb
weniger Jahre eine Immunisierung der Vögel einsetzt. Dann könnten
sich die Bestände wieder erholen. Schätzungen, wie viele Amseln der
Usutu-Epidemie zum Opfer gefallen sind, gehen von einigen 100.000
Vögeln aus. Der NABU hofft, dass sich schon bald genauer sagen lässt,
in welchem Umfang die Population der Amseln tatsächlich betroffen ist
und in welchen Regionen Deutschlands ihr Bestand unter der Krankheit
gelitten hat. Eine erste Gelegenheit dazu bietet die bundesweite
Aktion "Stunde der Wintervögel", die vom 6. bis 8. Januar 2012
stattfindet. Dabei sind Vogelfreunde aufgerufen, eine Stunde lang
Vögel in Städten und Dörfern zu zählen und ihre Beobachtungen dem
NABU zu melden.
Informationen zur Aktion "Stunde der Wintervögel" (6.-8. Januar
2012) sind im Internet unter www.stundederwintervoegel.de zu finden.
Originaltext vom NABU
Pressekontakt:
Dr. Markus Nipkow
NABU-Referent für Ornithologie und Vogelschutz
Tel. 030-284984-1620