(ots) - Theaterdonner
Hamid Karsai steckt in der Zwickmühle: Bis zur
Afghanistan-Konferenz am 5. Dezember auf dem Bonner Petersberg muss
der Präsident ein schlüssiges Konzept vorlegen, wie es nach dem Abzug
der NATO-Kampftruppen im Land weitergehen soll. Das Problem: Die USA
wollen im Zuge einer strategischen Partnerschaft langfristig
Militärstützpunkte am Hindukusch betreiben und sich die
Exekutivgewalt im Kampf gegen die Terroristen nicht nehmen lassen.
Eine US-Hoheit kann Karsai nicht akzeptieren, will er Afghanistan
zu einem eigenverantwortlichen Staat führen. Zu Recht fordert er,
dass nächtliche Angriffe, Razzien und Festnahmen allein Sache der
afghanischen Polizei und Armee sein müssen. Doch das ist zugleich
Theaterdonner vor der Loja Dschirga. Der Rat soll den schwachen
Staatschef unterstützen, jedoch fehlt ihm dafür das Mandat. Denn nur
das gewählte Parlament kann entscheiden. Zudem werden die
Stammesführer von den Taliban massiv unter Druck gesetzt.
Die Aufständischen lehnen jede Präsenz der USA am Hindukusch ab,
sind allerdings durchaus bereit zu Friedensverhandlungen mit der
Regierung. Mit einigen moderaten Taliban ist eine Lösung möglich,
doch kann man den Fundamentalisten trauen? Hätte Karsai mehr Rückhalt
in der Bevölkerung, könnte er souveräner auftreten. Doch das Volk
befürchtet einer Umfrage zufolge eine düstere Zukunft. Neben der
Gewalt erschweren Korruption und Arbeitslosigkeit das Leben.
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