(ots) -
- Abschwächung, aber kein Einbruch des Wirtschaftswachstums in
Deutschland in Sicht: Unternehmen brauchen Finanzierung, um
weiter zu wachsen
- Mittelständische Unternehmen setzen zunehmend auf Private
Equity-Beteiligungen und auf Mittelstandsanleihen als
zusätzliche Finanzierungsquellen
- Auswahlkriterien bei Finanzierungsinstrumenten: niedrige
Finanzierungkosten und geringes Risiko
- Eurokrise hat das Bewusstsein für Länderrisiken gestärkt
Aufgrund der zunehmenden Staatsverschuldung einiger EU-Länder
zeichnet sich eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in
Deutschland ab, jedoch kein Konjunktureinbruch. So benötigen deutsche
Unternehmen weiterhin frisches Kapital, um ihr Wachstum
voranzutreiben. Dafür greifen Unternehmen - vor allem aus dem
mittelständischen Bereich - verstärkt auf Finanzinvestoren und
Mittelstandsanleihen zurück. Zudem spielt bei der Auswahl der
Finanzierungsinstrumente neben dem Kostenaspekt die Risikobewertung
eine sehr wichtige Rolle. Denn die finanzielle Instabilität einiger
EU-Länder und die gefährdete Euro-Stabilität haben Unternehmen für
Länderrisiken sensibilisiert. Das sind die Ergebnisse der neuen
Studie "Herausforderungen für Unternehmen in der
Wachstumsfinanzierung im aktuellen Marktumfeld" von Roland Berger
Strategy Consultants. Im Rahmen dieser Studie wurden rund 1.200
deutsche Unternehmen befragt.
Obwohl die Unternehmen seit 2009 ihre Profitabilität steigern und
die Verschuldung reduzieren konnten, zeigt die anhaltende Eurokrise
bereits erste Auswirkungen auf die Realwirtschaft: Eine Abkühlung der
Konjunktur zeichnet sich ab. Deutsche Unternehmen sind jedoch immer
noch positiv eingestimmt: 54 Prozent von ihnen erwarten bis 2013 ein
jährliches Wachstum von 3 bis 10 Prozent. "Wir beobachten im Moment
eine Divergenz in den Wachstumserwartungen der Unternehmen", erklärt
Sascha Haghani, Partner von Roland Berger und Leiter des Competence
Centers Corporate Finance. "Während viele Unternehmen eine skeptische
Haltung gegenüber der Entwicklung der Gesamtwirtschaft haben, stehen
sie dem eigenen Wachstum positiv gegenüber. Deutsche Unternehmen
wollen weiter wachsen. Dafür brauchen sie die entsprechenden
Finanzierungen und Strukturen."
Hausbanken als bevorzugte Unterstützung
Wachstumstreiber für deutsche Unternehmen waren im ersten Halbjahr
2011 wieder die Exporte, vor allem nach West- und Osteuropa.
Künftiges Wachstum planen deutsche Unternehmen ebenfalls vor allem im
Ausland, wobei in erster Linie Westeuropa (56%), China (40%), Asien
(33%) und Osteuropa (25%) als Kernwachstumsregionen gesehen werden.
"Um das erforderliche Kapital für ihr Wachstum zu erhalten, setzen
deutsche Unternehmen vor allem auf ihre Hausbanken", erklärt Jürgen
Müller von Roland Berger. "Vor allem Hausbanken mit Niederlassungen
im Ausland werden von fast 65 Prozent der deutschen Unternehmen
bevorzugt. Denn eine starke Bindung an eine vertraute Hausbank
erleichtert den Firmen den Zugang zu Finanzmitteln auch bei
Auslandsinvestitionen." Anders als bei Geschäftsaktivitäten in Asien
und Südamerika greift knapp die Hälfte der Befragten in West- und
Osteuropa auch auf nationale Finanzierungspartner im Zielland zurück.
Mittelstand setzt zunehmend auf Private Equity und
Mittelstandsanleihen
Mittelständische Unternehmen greifen jedoch immer öfter auf die
Möglichkeit einer Eigenkapitalfinanzierung durch Finanzinvestoren
zurück. Ein Trend, der deutlich zugenommen hat. Waren 2010 nur knapp
15 Prozent der Befragten für diese Möglichkeit, so suchen heute rund
80 Prozent der Firmen externe Investoren - allerdings bevorzugen 55
Prozent der Befragten eine Minderheitsbeteiligung. "Mittelständische
Unternehmen möchten nur einen begrenzten Anteil ihres Unternehmens an
Finanzinvestoren verkaufen. Denn sie möchten die Kontrolle über das
eigene Unternehmen nicht verlieren", erklärt Haghani. "Private Equity
Investoren streben jedoch in der Regel eine Mehrheitsbeteiligung an.
Hier besteht noch viel Potenzial auf beiden Seiten."
Alternativ setzten Mittelständler zunehmend auf
Fremdkapitalinstrumente wie Anleihen. Die Einhaltung von
Mindestanforderungen, wie etwa ein externes Rating, ist jedoch
Voraussetzung, um das Vertrauen der Investoren zu erhalten. "Doch
viele Unternehmen nutzen auch den internen Cashflow, um weiter zu
expandieren. Im Zuge der letzten Finanzkrise haben viele Firmen
gelernt, eine gewisse Unabhängigkeit in der Finanzierung zu wahren
und nutzen deshalb ihre eigene interne Finanzierungskraft für ein
weiteres Wachstum", so Müller.
Wichtige Auswahlkriterien: niedrige Finanzierungskosten und
geringes Risiko
Für die Unternehmen stehen bei der Auswahl der einzelnen
Finanzierungsinstrumente niedrige Finanzierungskosten (88 Prozent)
und ein geringes Risiko (87 Prozent) an oberster Stelle. "Die letzte
Finanzkrise sowie die hohe Verschuldung mancher europäischer Staaten
haben deutsche Unternehmen zu mehr Vorsicht gezwungen, wenn es darum
geht, sich für die richtigen Finanzierungsmittel zu entscheiden",
erklärt Haghani.
Vor allem die Problematik der Länderrisiken spielt bei 55 Prozent
der Unternehmen eine wesentliche Rolle: "Probleme wie eine hohe
Staatsverschuldung, der Ausfall von Forderungen von Kunden und
Gläubigern oder mögliche Währungsschwankungen haben direkte
Auswirkungen auf die Entwicklung vieler Unternehmen", so Haghani.
Davon sind größere mittelständische Unternehmen stärker betroffen, da
sie breiter auf internationaler Ebene agieren. Doch aufgrund der
zunehmenden Vernetzung der Waren- und Kapitalströme spüren auch
kleinere Unternehmen zunehmend die Folgen der Instabilität mancher
Länder.
"Rund 70 Prozent der deutschen Unternehmen sichern sich
mittlerweile gegen Länderrisiken ab", erläutert Jürgen Müller. "Dafür
entscheiden sich 32 Prozent der Firmen für den gezielten Aufbau von
Produktionsstätten in den entsprechenden Absatzmärkten, um möglichen
Währungsschwankungen entgegenzuwirken." Zusätzlich zu dieser
natürlichen Absicherung (Natural Hedge) nutzen außerdem 28 Prozent
der Befragten Finanzderivate und 12 Prozent Finanzierungen in der
entsprechenden Fremdwährung.
Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter:
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