(ots) - Vergiftetes Klima
Da war doch noch wer? Genau, die Briten. Vor lauter Eurokrise und
Hektik in Athen und Rom ist das Inselreich in jüngster Zeit
weitgehend der Aufmerksamkeit entschwunden. Diese Woche ändert sich
das. Da ist zum einen Volker Kauder, der mit seinem "Europa spricht
Deutsch"-Spruch naturgemäß die Briten provozierte, indem er
Erinnerungen an alte Großmannssucht weckte.
Zum anderen kommt heute mit David Cameron der britische Premier
nach Berlin. Auf der Tagesordnung steht nicht weniger als die Frage,
wie europäisch Großbritannien ist, und wie groß die Bereitschaft auf
dem Festland, London entgegenzukommen. Denn wenn sich das Land des
Pfunds in vielen Eurofragen auch traditionell zurückhält, indem es
sich Brüsseler Rettungsmühen wie einer Finanztransaktionssteuer
zugunsten der kontinentalen Währung verweigert, ist eine neue Stufe
erklommen. Lieber solle Brüssel doch seine Ausgaben für Bauern oder
für Straßen kürzen.
Merkels Antwort fiel hart aus. "Wir wollen ein Europa mit
Großbritannien", sagte sie, was im diplomatischen Sprachgebrauch ein
Affront ist, zieht der Satz doch in Betracht, dass es eine
Alternative gibt: nämlich ein Europa ohne Großbritannien. Das kann
als unverhohlene Drohung vor dem heutigen Treffen gelten und zeigt
abermals, wie beängstigend vergiftet das Klima zwischen der
britisch-amerikanischen Achse und der Eurozone momentan ist.
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