(ots) - Schuss vor den Bug
Alle 58 Reaktoren in Frankreichs 19 Kernkraftwerken müssen nach
Einschätzung von Sicherheitsexperten nachgerüstet werden. Diese
Nachricht ist gut und schlecht zugleich. Schlecht, weil sich gezeigt
hat, dass durchgängig Mängel bestehen, und dies im Land mit der
weltweit größten Dichte an Atommeilern, in unmittelbarer
Nachbarschaft Deutschlands. Gut, weil nun Aussicht besteht, dass die
Technik der gefährlichen Anlagen verbessert wird.
Dennoch bleibt ein mieses Gefühl. Denn ein Restrisiko lässt sich
nie ausschließen. Es wird lediglich etwas kleiner. Erstaunlich zudem,
dass es erst des GAUs in Fukushima bedurft hat, bevor die Franzosen
erkannten, dass bei extremen Erdbeben bestimmte Röhren brechen
können. Sicherheit, so zeigt sich wieder einmal, ist ein höchst
dehnbarer Begriff. Es kommt immer darauf an, wer ihn definiert.
Wie geht es weiter? Das Ergebnis der Stresstests bedeutet einen
Schuss vor den Bug der Atomindustrie und zugleich Rückenwind für
Kernkraftkritiker. Dennoch erscheint ein baldiger Atomausstieg
Frankreichs wie in Deutschland weiter utopisch. Dafür ist allein
schon die Abhängigkeit der Franzosen von der Kernenergie viel zu
groß. Deren Anteil an der Stromgewinnung beträgt 75 Prozent, und der
Ausbau alternativer Energien steckt noch in den Kinderschuhen. Eine
Energiewende im Nachbarland liegt deshalb in weiter Ferne.
Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.
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