(ots) - Positive Folge
Es tut weh, so genau hinsehen zu müssen. Und sich wieder an die
vielen fassungslosen Momente zu erinnern: Asylbewerber werden in
ihrer Unterkunft von Neonazis angegriffen, und die Anwohner jubeln?
Rostock-Lichtenhagen war nur einer dieser Momente, er ist fast 20
Jahre her. Er versetzte Deutschland in Aufruhr, es wurde diskutiert,
und der Osten des Landes bekam seinen Stempel als Neonazi-Heimat.
Aber die öffentliche Debatte ging vorüber, ebenso wie der Schock.
Jedes Mal wieder. Als ausländische Gäste bei der Fußball-WM 2006 eine
Empfehlung bekamen, welche Städte im Osten sie besser meiden sollten,
war das nur ein Randaspekt, der irritierte in der neuen Begeisterung
über das eigene Land.
Von Irritation am Rande kann jetzt keine Rede mehr sein, und das
ist eine positive Folge der jüngsten Erkenntnisse. Noch nie hat es
die Neonazi-Debatte so weit in alle relevanten gesellschaftlichen
Bereiche gebracht, es gibt endlich keine Möglichkeit mehr, an dem
Problem vorbeizusehen. Wer sich schon immer gegen die Gefahr von
rechts engagiert und davor gewarnt hat, bekommt plötzlich viel
prominente Gesellschaft: ein bitterer Triumph. Aber hier wird jeder
gebraucht. Denn gegen Neonazis gibt es keine einfache Lösung. Gerade
heute nicht mehr, wo sie ihr Weltbild oft schon in harmlos wirkende,
bürgerliche Fassade kleiden.
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