(ots) -
Sperrfrist: 22.11.2011 20:00
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Bundespräsident Christian Wulff eröffnet das 1. Berliner
Menschenwürdeforum und übergibt den "Roland Berger Preis für
Menschenwürde" an Frau Radhia Nasraoui, Tunesien, das "Arabic Network
for Human Rights Information" mit seinem Gründer Herrn Gamal Eid,
Ägypten, und Herrn Mazen Darwish, Syrien
Mit einer Grundsatzrede zum "arabischen Frühling" eröffnete
Bundespräsident Christian Wulff heute im Deutsche Bank Forum in
Berlin das 1. Berliner Menschenwürdeforum. Auf dem Podium
diskutierten der ägyptische Botschafter in Deutschland Ramzy Ezzeldin
Ramzy, der Politikwissenschaftler Volker Perthes, der
deutsch-ägyptische Publizist Hamed Abdel-Samad sowie der
Generalsekretär der internationalen Organisation "Reporter ohne
Grenzen" Jean-François Julliard über den Aufbruch in der arabischen
Welt.
Anschließend wurde zum vierten Mal der mit einer Million Euro
dotierte "Roland Berger Preis für Menschenwürde" verliehen. Aus
aktuellem Anlass wurden in diesem Jahr drei Preisträger
ausgezeichnet, die als Wegbereiter des "arabischen Frühlings" gelten:
Die tunesische Rechtsanwältin Radhia Nasraoui, Gründerin der
"Association de Lutte contre la Torture en Tunisie" (Vereinigung zum
Kampf gegen die Folter in Tunesien, ALTT), wurde für ihren
langjährigen und mutigen Einsatz gegen Folter und für eine
unabhängige Justiz in Tunesien geehrt. Das "Arabic Network for Human
Rights Information" (ANHRI) mit seinem Gründer und Direktor Gamal Eid
erhielt den Preis für seinen langjährigen und erfolgreichen Kampf für
die Presse- und Meinungsfreiheit als Grundlage zur Verwirklichung von
Demokratie und Menschenwürde in Ägypten. Der syrische Journalist
Mazen Darwish, Gründer des "Syrian Center for Media and Freedom of
Expression" (SCM), wurde für seinen mutigen und unermüdlichen Einsatz
für dieselben Anliegen und Werte in Syrien ausgezeichnet.
Alle drei Preisträger waren und sind wegen ihrer Anliegen immer
wieder Freiheitsentzug, körperlicher und seelischer Misshandlung und
Repression ausgesetzt. Für Mazen Darwish gilt das heute noch in
besonderem Maße. Sein Reisepass wurde von den syrischen Behörden
eingezogen, so dass er nicht zur Preisverleihung in Berlin reisen
konnte. Die Laudatio auf die Preisträger hielt Bundesminister a. D.
Joschka Fischer.
In Anwesenheit von 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und
Medien fand heute das 1. Berliner Menschenwürdeforum statt. Das in
Zukunft jährlich geplante Forum ist eine Initiative der Roland Berger
Stiftung unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Sie zielt
darauf ab, Entscheider, Experten und interessierte Personen aus der
ganzen Welt zusammenzubringen, um sich zu Entwicklungen in den
Bereichen Menschenwürde und Menschenrechte auszutauschen.
Auftaktthema war aus aktuellem Anlass "Menschenwürde und der
'arabische Frühling'". Begleitend zum Menschenwürdeforum hat die
Roland Berger Stiftung einen Blog als Plattform für internationale
Diskussion über Menschenwürdethemen initiiert. Im Mittelpunkt des
Blogs stehen Personen, die sich vorbildlich für die Menschenwürde und
Menschenrechte weltweit einsetzen. Außerdem informiert der Blog über
die jährliche Verleihung des Roland Berger Preises für Menschenwürde,
das Berliner Menschenwürdeforum und über aktuelle
Menschenrechtsthemen. Der Blog wurde während der Veranstaltung live
gestaltet und ist unter www.human-dignity-forum.org abrufbar.
Im Anschluss an das 1. Berliner Menschenwürdeforum wurde der
Roland Berger Preis für Menschenwürde 2011 verliehen. Bereits zum
vierten Mal würdigte die Roland Berger Stiftung damit internationale
Personen und Organisationen, die sich vorbildlich und erfolgreich für
den Schutz von Menschenwürde und Menschenrechten einsetzen. Das
Preisgeld von einer Million Euro wird unter den Preisträgern
aufgeteilt und kommt mithilfe der Roland Berger Stiftung konkreten
Projekten in den jeweiligen Ländern zugute.
Prof. Dr. Romano Prodi, ehemaliger Präsident der Europäischen
Kommission sowie früherer italienischer Ministerpräsident und
Mitglied des Preisvergabekomitees der Roland Berger Stiftung
begründete die Wahl der Preisträger wie folgt: "Unsere drei
Preisträger stehen stellvertretend für die drei Länder, die das
Signal zum Aufbruch in der gesamten arabischen Welt gesetzt haben:
Radhia Nasraoui für Tunesien, wo die Welle der Proteste begann; für
Ägypten Herr Gamal Eid, dessen "Arabic Network for Human Rights
Information" (ANHRI) sich vehement für Meinungs- und Pressefreiheit
in der gesamten arabischen Welt einsetzt; und für Syrien, dessen
Bürger sich auch vom noch so skrupellosen Vorgehen eines Diktators
nicht einschüchtern lassen, der Journalist Mazen Darwish. Alle drei
sind für mich auf ihre Weise Helden."
Die Friedensnobelpreisträgerin Dr. Shirin Ebadi, die 2009 mit dem
"Roland Berger Preis für Menschenwürde" ausgezeichnet wurde und
ebenfalls Mitglied im Preisvergabekomitee ist, sagte zur Begründung:
"Indem wir mit Mazen Darwish einen syrischen Kämpfer für die
Menschenwürde auszeichnen, der sich nicht mundtot machen lässt,
treten wir ein für ein freies und demokratisches Syrien. Auch in
Syrien werden wir erleben, dass Gewalt eines Despoten gegen das
eigene Volk letztlich scheitern muss: am Mut und am Willen seiner
Bürgerinnen und Bürger, ihren Anspruch auf ein Leben in Freiheit
durchzusetzen."
Preisvergabekomitee-Mitglied Dr. Maria Furtwängler betonte die
Rolle der Frauen im politischen Transformationsprozess: "Mit Radhia
Nasraoui würdigen wir eine mutige Frau, die beispielhaft das neue
Frauenbild in der arabischen Welt verkörpert: selbstbestimmt,
selbstbewusst und aktive Mitgestalterin einer neuen Zeit."
Alle drei Preisträger haben eines gemeinsam: "Ihr Engagement trägt
entscheidend dazu bei, dass die Stimme der Menschenwürde während der
Umwälzungen des 'arabischen Frühlings' gehört wird", so der Stifter
und Vorsitzende des Kuratoriums der Roland Berger Stiftung Prof. Dr.
h.c. Roland Berger in seinem Grußwort zur Preisverleihung. "Mit ihrem
unermüdlichen Einsatz für die Menschenrechte während vieler Jahre
Diktatur und Despotenherrschaft hatten und haben sie entscheidenden
Anteil daran, dass es überhaupt zu den epochalen Umwälzungen in der
arabischen Welt kommen konnte und dass diese Entwicklung sich
hoffentlich fortsetzt."
In seiner Laudatio sagte Bundesaußenminister a. D. Dr. h.c.
Joschka Fischer: "Die arabische Welt steht vor einem Neubeginn. Seine
Wegbereiter sind mutige Einzelkämpfer, die sich trotz aller
Rückschläge und Widrigkeiten bis hin zur Folter unermüdlich für die
Menschenwürde einsetzen, getragen von der Vision einer freien und
gerechten Gesellschaft. Drei von ihnen dürfen wir heute Abend
auszeichnen. Der Preis soll Ausdruck tiefsten Respekts und größter
Anerkennung für ihr vorbildliches Engagement sein. Zugleich aber soll
er sie dazu ermutigen und dabei unterstützen, ihren Kampf gegen die
vielfältigen Verletzungen von Menschenrechten fortzusetzen."
Die Preisträgerin Radhia Nasraoui beschrieb, welchen Repressalien
sie als Rechtsanwältin unter der Präsidentschaft von Zine el-Abidine
Ben Ali ausgesetzt war: "Das Regime von Ben Ali hat nicht zugelassen,
dass ich meine Arbeit ordnungsgemäß ausführen kann. Deshalb geriet
ich durch meine Tätigkeit selbst öfter in Schwierigkeiten. Schon zwei
Jahre nachdem Ben Ali Präsident geworden war, 1989, wurde ich
inhaftiert, weil ich die Verteidigung in einem politischen Prozess
übernommen hatte", sagte sie. Der Preis sei für sie ein "ermutigendes
Zeichen, weiterhin für die Freiheit der Menschen in Tunesien zu
kämpfen und dafür einzustehen."
Gamal Eid, der den Preis für das "Arabic Network for Human Rights
Information" entgegennahm, sagte in seiner Dankesrede: "Als Anwalt
für Menschenrechte und Menschenrechtsaktivist seit inzwischen 20
Jahren bin ich sehr stolz, zusammen mit zwei der größten
Menschenrechtlern der arabischen Welt geehrt zu werden. Ich habe mich
dieser Aufgabe verschrieben, weil ich fest daran glaube, dass
Menschenrechts-Aktivismus bei der Unterstützung des Volkes ansetzen
muss, das unter Unterdrückung leidet und sich nichts sehnlicher
wünscht als ein Leben in Demokratie. Dieser Preis kommt zu einem
Zeitpunkt des Wandels hin zur Demokratie und er wird uns dabei
unterstützen, unsere Arbeit in Ägypten und in der Region
auszuweiten."
Mazen Darwish, der wegen des Ausreiseverbots nicht persönlich an
der Preisverleihung teilnehmen konnte, wurde während der
Veranstaltung mittels Videokonferenz live aus Damaskus zugeschaltet.
"Die Geschichte lehrt uns, dass der Preis für Frieden hoch sein mag;
der Preis für Despotie ist aber noch höher", sagte er. "Zum heutigen
Tag haben mehr als 4000 Syrier (Frauen, Männer und Kinder) den Weg in
die Freiheit mit dem Leben bezahlt, nachdem sie die Barriere der
Angst überwunden hatten." Und weiter: "Während meines jahrelangen
Kampfes für die Freiheit und Menschenrechte in Syrien haben mir viele
Freunde aus Syrien und aus der ganzen Welt zur Seite gestanden. Auch
in meinen härtesten Zeiten haben sie nicht den Glauben an mich
verloren. Die Auszeichnung, die mir heute zuteil wird, gilt nicht nur
mir, sondern ihnen allen."
Weitere Informationen zum Roland Berger Preis für Menschenwürde
und zu den Preisträgern, die die Stiftung im November 2011 in ihrer
jeweiligen Heimat aufgesucht hat, sowie hochauflösendes Bildmaterial
finden Sie unter: www.rolandbergerstiftung.org.
Der Fernsehsender Phoenix zeichnet die Veranstaltung auf und
bietet nach der Ausstrahlung den Mitschnitt in der Phoenix-Mediathek
online an. Bei Interesse an Bild- und Tonmaterial wenden sich
Fernsehanstalten bitte direkt an die Phoenix-Produktion Berlin.
Kontakt: Diana Soycka Tel.: 030/22882712 oder Email:
diana.soycka(at)ardhsb.de
Die Roland Berger Stiftung ist eine rechtsfähige öffentliche
Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in München. Sie wurde von
Prof. Dr. h.c. Roland Berger am 27. März 2008 gegründet. Die Roland
Berger Stiftung ist mit einem Stiftungskapital von zunächst 50
Millionen Euro aus dem persönlichen Vermögen des Stifters dotiert und
verfügt über einen Vorstand und ein Kuratorium.
Der Stiftungszweck ist Menschenwürde, die wir auf zweifache Weise
fördern möchten:
1. Bildungsförderung: Mit dem Roland Berger Schülerstipendium fördert
die Roland Berger Stiftung begabte Kinder und Jugendliche aus sozial
benachteiligten Familien. Sie ermöglicht ihnen eine begabungsgerechte
Ausbildung und dadurch langfristig ein selbstbestimmtes Leben in
Würde. Derzeit werden bundesweit 400 Schülerinnen und Schüler im
Alter zwischen sechs und 18 Jahren unterstützt.
2. Menschenwürde und Menschenrechte: Die Roland Berger Stiftung
vergibt jährlich den mit einer Million Euro dotierten Roland Berger
Preis für Menschenwürde und unterstützt die Preisträger bei ihrem
Einsatz für die Menschenwürde weltweit. Bisherige Preisträger waren
Somaly Mam aus Kambodscha, Dr. Shirin Ebadi aus dem Iran, die
internationale Organisation Reporter ohne Grenzen und Bundeskanzler
a.D. Dr. Helmut Kohl.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Pressekontakt:
Barbara Diesner
Roland Berger Stiftung
Mies-van-der-Rohe-Str. 6
80807 München
T: +49 (0)89 9230 8631
E: barbara.diesner(at)rolandbergerstiftung.org