(ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihren
Leitzins auf der nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 8. Dezember
2011, voraussichtlich um 25 Basispunkte auf 1,0 Prozent senken,
prognostiziert der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuellen Konjunkturbericht. Damit
befände sich der Leitzins wieder auf seinem Krisentief, das er vom
Juni 2009 bis März 2011 eingenommen hatte. "Die Anfang November
dieses Jahres eingeleitete geldpolitische Kehrtwende der EZB ist
vertretbar, aber nicht notwendig", so BVR-Vorstand Dr. Andreas
Martin. Auch mit Blick auf die sich abschwächende Konjunktur im
Euroraum sei der aktuelle Leitzins bereits auf einem außerordentlich
niedrigen Niveau und wirke stark Konjunktur stützend. Auf weitere
Zinssenkungen im Anschluss an den für Dezember erwarteten Zinsschritt
solle die EZB verzichten.
"Ein geldpolitisches Vollgas ist in einer Situation, in der eine
temporäre Wachstumsschwäche das wahrscheinliche konjunkturelle
Szenario darstellt, nicht zwingend erforderlich", erklärt Martin. Mit
der sich abzeichnenden Leitzinssenkung würde sich der für ökonomische
Entscheidungen wichtige Realzins deutlich im negativen Bereich
bewegen. Gemessen an der Differenz zwischen dem Tagesgeldsatz und den
längerfristigen Inflationserwartungen von Vorhersageexperten läge der
kurzfristige Realzins bei etwa -1,5 Prozent. Werde die aktuelle
Teuerungsrate als Maßstab genommen, liege der kurzfristige Realzins
sogar bei -2,5 Prozent.
Extrem niedrige Zinsen über einen längeren Zeitraum seien mit
mittel- und längerfristigen Risiken für die Finanzstabilität
verbunden, stellt der BVR fest. Beispielsweise würden Investitionen
begünstigt, die unter normalen Finanzierungsbedingungen nicht
nachhaltig seien. Darüber hinaus werde der Aufbau globaler
Ungleichgewichte gefördert. So hatten in den Jahren vor der
Finanzmarktkrise niedrige Zinsen und eine günstige
realwirtschaftliche Entwicklung in mehreren Staaten des Euroraums zum
Aufbau von Immobilienpreisblasen und einer überhöhten Verschuldung
von Privathaushalten und Unternehmen beigetragen. Daher müssten die
EZB, die nationalen Notenbanken und auch der Europäische
Systemrisikorat die Entwicklungen in den einzelnen Eurostaaten
sorgfältig beobachten.
Die aktuelle Studie des BVR ist im Internet unter www.bvr.de,
Publikationen, Studien/Konjunktur abrufbar.
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