(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigt sich besorgt über
die neue Welle der Gewalt gegen Journalisten und Blogger in Ägypten.
Bei den Ausschreitungen in Kairo der vergangenen Tage wurden
zahlreiche Medienschaffende festgenommen und attackiert. Seit dem 19.
November sind ROG weit mehr als 30 solcher Ãœbergriffe bekannt
geworden.
ROG verurteilt insbesondere sexuelle Ãœbergriffe gegen
Journalistinnen. Eine französische Fernsehjournalistin und eine
ägyptisch-amerikanische Journalistin berichten von sexuellen
Angriffen durch eine nicht identifizierbare Gruppe von Männern und
durch Sicherheitskräfte. "Das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen
erinnert an die Gewalt in den Tagen der Revolution im Januar und
Februar. Wir befürchten, dass Misshandlungen und Übergriffe gegen
Reporter noch zunehmen werden", so ROG.
Insgesamt zählt ROG seit vergangenem Samstag mindestens 19
Festnahmen von Journalisten und Bloggern. Mindestens zwei von ihnen -
die ägyptisch-amerikanische Dokumentarfilmerin Jehane Noujaim und ihr
Kameramann Magdi Aschur - sind nach ROG vorliegenden Informationen
noch in Haft. Beide wurden am 23. November in der Nähe des
Tahrir-Platzes festgenommen und sollen in Kürze vor ein
Militärgericht gestellt werden. ROG fordert ihre sofortige
Freilassung. Darüber hinaus dokumentiert ROG mindestens 15 tätliche
Ãœbergriffe gegen Journalisten. Einige der Reporter mussten im
Krankenhaus behandelt werden.
Die Mitarbeiterin des französischen Fernsehsenders "France 3",
Caroline Sinz, berichtete gegenüber der Nachrichtenagentur "Agence
France-Presse" (AFP) von einem sexuellen Angriff: In einer
Seitenstraße des Tahrir-Platzes seien sie und ihr Kameramann von
einer Menschenmenge umringt und voneinander getrennt worden. Eine
größere Gruppe von männlichen Jugendlichen und Erwachsenen habe sie
geschlagen, ihr die Kleider vom Körper gerissen und sie in einer
Weise belästigt, die "der Definition von Vergewaltigung entspricht",
erklärte Sinz gegenüber AFP. Im vergangenen Februar war bereits die
Mitarbeiterin des US-Fernsehsenders CBS, Lara Logan, in der Nähe des
Tahrir-Platzes Opfer eines ähnlichen Angriffs geworden.
Über Misshandlungen durch Sicherheitskräfte berichtete die
ägyptisch-amerikanische Journalistin und Bloggerin Mona Eltahawy über
den Kurznachrichtendienst Twitter: Nach ihrer Festnahme in der Nacht
vom 23. auf den 24. November 2011 sei sie von Polizisten massiv
sexuell belästigt und geschlagen worden.
ROG fordert eine einhellige Verurteilung der Misshandlung von
Reporterinnen: "Alle politischen Parteien, die Militärbehörden,
religiöse Autoritäten sowie gesellschaftliche und zivile Gruppen
müssen deutlich machen, dass diese Gewalt inakzeptabel ist",
appelliert ROG.
ROG drängt außerdem zum wiederholten Mal, die Verfolgung von
Internetdissidenten zu beenden und die beiden Blogger Maikel Nabil
Sanad und Alaa Abdel Fattah freizulassen. Die Organisation zum Schutz
der Meinungs- und Pressefreiheit sammelt weiterhin Unterschriften für
eine entsprechende Petition an den ägyptischen Militärrat.
Die ROG-Petition für die Freilassung ägyptischer
Internetdissidenten kann hier unterzeichnet werden:
http://bit.ly/soNsIl
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
Pressearbeit
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